Relevanz und Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV für die Opioidsubstitutionstherapie

2021 
Hintergrund Die Opioidsubstitutionstherapie (OST) ist in Deutschland die wichtigste Therapieoption zur Behandlung der Opioidabhangigkeit. Trotz ihrer Effektivitat limitieren strukturelle Rahmenbedingungen und die Zuruckhaltung v. a. jungerer ArztInnen, die Substitution anzubieten oder fortzufuhren, die Ausweitung dieser Behandlung. Mit der 3. Verordnung zur Anderung der Betaubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVVAndV) wurden 2017 umfassende Reformen der Rahmenbedingungen der Opioidsubstitutionstherapie verabschiedet. In dem vorliegenden Artikel werden die Ergebnisse leitfadengestutzter Interviews mit substituierenden ArztInnen als ein Bestandteil einer umfassenden Evaluation dieser Anderungen vorgestellt. Methode Im Zeitraum zwischen Dezember 2019 bis April 2020 wurden in den deutschen Bundeslandern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern insgesamt 31 qualitative Interviews mit substituierenden ArztInnen gefuhrt. Der Interviewleitfaden beinhaltete Fragen zu den in der 3. BtMVVAndV beschlossenen Neuerungen, zu strukturellen Voraussetzungen sowie Vorstellungen fur eine zukunftige Gestaltung der Opioidsubstitutionstherapie. Ergebnisse Das Durchschnittsalter der interviewten ArztInnen lag bei 58,5 Jahren, 77,4% waren mannlich und 54,8% konsiliarisch tatig. Die Veranderungen der Substitutionsrichtlinie werden uberwiegend positiv bewertet; bezogen auf die praktische Relevanz bestehen jedoch bundeslandbezogene Unterschiede. Eine hohe praktische Relevanz wird der Ausdehnung der Take-Home-Verordnung auf 30 Tage, der Ausnahme vom Sichtbezug auf 5 Tage sowie dem veranderten Umgang mit Beikonsum zugeschrieben. Von untergeordneter Bedeutung ist die Moglichkeit, nunmehr 10 anstatt 3 PatientInnen unter der Konsiliarregelung behandeln zu durfen. Schlussfolgerungen Die veranderten Vorschriften durften nicht ausreichen, um neue ArztInnen fur die Opioidsubstitutionstherapie zu gewinnen. Kooperationen mit Apotheken, Pflegeeinrichtungen und staatlichen Institutionen werden zukunftig an Bedeutung gewinnen. Ferner ist eine Unterstutzung niedergelassener ArztInnen durch Substitutionsambulanzen, Psychiatrische Institutsambulanzen sowie Bezirkskrankenhauser erforderlich. Der Behandlung von Abhangigkeitserkrankungen sollte in der Ausbildung von MedizinerInnen ein groserer Stellenwert zukommen.
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