Wahrheit leben. Zum affirmativen Wahrheitsbezug in Michel Foucaults letzter Vorlesung: Der Mut zur Wahrheit (1983/84)

2020 
Der Beitrag lotet die Bedeutung von Michel Foucaults Auseinandersetzung mit der antiken parrhesia – der freimutigen Rede – in seinen Vorlesungen Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der Anderen II von 1983/84 aus. Es wird gezeigt, wie diese Thematisierung von Wahrheit in Foucaults Gesamtwerk durch eine affirmative Bezugnahme auf Wahrheit eine Politik der Wahrheit weiterfuhrt und erganzt, die sich nicht mehr auf eine Analyse der Ausschlussmechanismen und die Machtgeladenheit diskursiver Praktiken beschrankt. Die Beschaftigung mit Praktiken des Wahrsprechens ermoglicht es Foucault, das weiterreichende Problem zu thematisieren, wie mit einer nicht mehr als notwendig, universal und ahistorisch erachteten Wahrheit zu leben und politisch umzugehen ist. Im Kynismus findet Foucault eine verkorperte, philosophische Antwort auf die Frage, wie Wahrheiten politisch Kraft verliehen und mit ihrer Kontextgebundenheit umgegangen werden kann. Der Reduktionismus der Lebensweise im Kynismus, der im Zentrum der Vorlesungen von 1983/84 steht, deutet einen Modus post-heroischer Kritik an, der sich als innerweltlich begreift und gegenwartige Politiken der Wahrheit informieren kann.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    6
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []