Transitkunst. Studien zur Literatur 1890-2010

2012 
Die Chiffre „Transit“ vereinigt mit Aspekten wie Mobilitat, Fluchtigkeit und Vorlaufigkeit zentrale Begriffe des Zeiterlebens zwischen 1890 und 2010. Vor dem Hintergrund mehrerer Krisen und Katastrophen sowie tiefgreifender Umwandlungsprozesse erscheint das Leben als Durchgangsstadium, in dem sich nur noch ein temporares, fragmentarisches Netz von Orientierungspunkten entwerfen lasst. Das Transitare durchdringt nahezu alle Facetten des Individuums und seiner Lebensbereiche: vom Wahrnehmen der Inkoharenz in der Folge gesellschaftlicher Umwalzungen, uber den Verlust ‚sicherer‘ Orte bis zum Erfahren der eigenen Identitat als provisorisch. Die Reaktion auf solche Ubergangszustande ist oft eine Intensivierung der Suchbewegungen nach Sicherheit, Nahe und Gluck, die jedoch selbst zunehmend transitive Zwischenstellungen markieren. Die Literatur zeichnet sich unter dieser Perspektive durch die Adaptation transittypischer Themen und Inhalte aus, desgleichen durch die autoreflexive Ubertragung von Konzepten wie Momenthaftigkeit, Unvollstandigkeit und Flexibilitat in das eigene narrative Programm. Die Beitrage des Bandes nahern sich verschiedenen Formen eines solchen inhaltlichen und/oder formalen ‚Dazwischen‘ an. Die Idee des Transits erweist sich dabei fur diese vielfaltigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen als ebenso funktionale wie inspirierende Klammer, der es gelingt, im bewussten Einlassen auf das im Durchgang Begriffene die heterogenen Facetten des 20. Jahrhunderts zu verbinden: zu einer Art Zeitbild und Asthetik des Transits.
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