Ableism und das Ideal des autonomen Fähig-Seins in der kapitalistischen Gesellschaft

2015 
Ableism bezeichnet eine Form der Beurteilung Einzelner hinsichtlich ihrer korperlichen, geistigen und psychischen Fahigkeiten und Funktionen: Personen werden damit auf ihren Korper reduziert und zu Stellvertreter*innen einer vermeintlichen Gruppenidentitat. So ist Ableism die treffendere Bezeichnung fur etwas, das sonst oft vereinfacht Behindertenfeindlichkeit genannt wird. Das Konzept offnet den Blick auf die Kontingenz von Korperbewertungen: Was in dem einen Gesellschaftskontext durch Hilfsmittel oder kulturelle Akzeptanz ausgeglichen und ‚normalisiert’ werden kann, bleibt in anderen als Behinderung bestehen. So ist Ableism auch okonomisch situiert – die Fahigkeiten von Personen und ihre Einbettung in vorhandene Ressourcen entscheiden uber die Anerkennung als Subjekt. Umgekehrt erscheint der Verlust der Verwertbarkeit als existentielle Bedrohung fur die sich als „fahig“ und autonom verstehende Subjekte. Deren Kampf gegen diese Bedrohung fuhrt zu Abgrenzungsprozessen gegenuber den als behindert Markierten und mundet wiederum in ableistische Diskurse. Der Beitrag diskutiert die Bedeutung dieser Diskurse fur die Etablierung von kollektiven sozialen Identitaten und der sozialen Positionierung von Subjekten in den kulturellen und okonomischen Verhaltnissen in der Gegenwartsgesellschaft.
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