Zur Überflutungstoleranz von Hymenopteren in Gallen von Lipara lucens (Diptera: Chloropidae)

2008 
Im Winter 1994/1995 wurden in drei Landschilfbestanden am Bodensee (Aach-Ried, Wollmatinger Ried, Konstanz) 294 Schilfgallen von Lipara lucens (Chloropidae) gesammelt. Davon wurden 223 fur die Zucht und 82 fur den Laborversuch zur Prufung der Uberfl utungstoleranz ausgewahlt. Die gefluteten Gallen wurden entweder ½ Tag, 2 Tage oder 4 Tage bei Ausentemperaturen im Februar unter Wasser gesetzt und anschliesend mit 141 weiteren Gallen (Kontrolle) in Zuchtglaser verbracht. Neben Lipara lucens wurden folgende Arten aus den Gallen gezogen: Apidae (Bienen): Hylaeus pectoralis, Osmia leucomelana; Sphecidae (Grab wespen): Pemphredon lethifer, Trypoxylon attenuatum; Eumenidae (solitare Falten wespen): Stenodynerus xanthomelas; Gaster up tionidae (Schmal bauchwespen): Gasteruption assectator, Gasteruption phragmiticola; Chrysi didae (Goldwespen): Chrysis cyanea; Eulophidae: Melittobia acasta. Die dominanten Arten waren: Hylaeus pectoralis and Pemphredon lethifer. Die Unterschiede im Artenspektrum der einzelnen Probeflachen waren teils betrachtlich. Insbesondere die Besiedlung durch Hylaeus pectoralis variierte von Lokalitat zu Lokalitat. Die stark ruderalisierte Probestelle bei Konstanz-Lindenbuhl wies das hochste Artenspektrum auf und Pemphredon lethifer hatte hier die hochste Besiedlungsdichte. Dies deutet auf gestorte Verhaltnisse im Vergleich zur Probeflache im Aach-Ried hin, einem weitgehend naturlichen Landrohricht. Sowohl aus den Kontrollgallen als auch aus den gefluteten Gallen sind jeweils mehrere Arten, teils in groserer Zahl geschlupft. Die Unterschiede in der Schlupfrate (72,4 % bei den Kontrollgallen, 66,7 % bei einer Flutungsdauer von ½ Tag, 69,3 % bei einer Flutungsdauer von 2 Tagen und 51,7 % bei einer Flutungsdauer von 4 Tagen) erklaren sich daraus, das unterschiedlich viele Gallen nicht besiedelt waren. Dies resultiert demnach nicht aus einem moglichen Einfl us der Uberfl utung. Dies hat sich durch ein nachtragliches Offnen der Gallen bestatigt. Die Gallenerzeugerin Lipara lucens vertragt eine Uberflutung ohne Schadigung ebenso wie ihre Parasitoide. Die als Folgesiedler auftretenden nestbauenden Bienen und Grabwespen sind an die Uberfl utung dadurch angepast, das entweder ihre Brutzellen mit spezifi schen Materialien ausgekleidet sind (Hylaeus pectoralis) oder das die winterliche Diapause in selbstgesponnenen Kokons als Ruhelarve uberdauert wird (Pemphredon lethifer, Trypoxylon attenuatum). Daraus resultiert: Eine Uberflutung im Winterhalbjahr wahrend eines Zeitraumes von ½ Tag bis zu 4 Tagen beeinflust die Schlupfrate der Gallenbesiedler nicht. Diese Aussage gilt streng genommen jedoch nur fur die Versuchsbedingungen mit sauberem und stehendem Wasser. Belastetes See- oder Fluswasser hat moglicherweise eine andere Auswirkung auf die Gallenbewohner. Stark fliesendes Wasser kann die Schilfgallen abknicken und weg spulen. In den zusammengeschwemmten Genisten sind sie erhohter Feuchtigkeit, starkerer Verpilzung und damit einer starkeren Schadigung ausgesetzt.
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