Ehepartnerverlust als Risikofaktor für den Selbstmord

1982 
Eine mogliche Strategie zur Vorbeugung von Selbstmorden orientiert sich auf die Erkenntnis und Milderung der Risikofaktoren fur den Selbstmord und auf die Risikogruppen, bei denen diese Faktoren am haufigsten auftreten. Einen der wichtigsten Faktoren stellt der Ehepartnerverlust dar. Die Geschiedenen und Verwitweten weisen auch nach der Altersstandardisierung wesentlich hohere Selbstmordraten als die Verheirateten auf. Auf die Beziehung zwischen Selbstmordraten und Familienstand hat schon Bertillon (1879, zit. in Durkheim, 1973) aufmerksam gemacht und mit verschiedenen personlichen Faktoren erklart. Durkheim (1973) hat dann die Statistiken einer umfangreichen Analyse unterzogen. Aus dem Verhaltnis der hoheren Selbstmordraten der Verwitweten und Ledigen zu denen der Verheirateten hat er einen Erhaltungsquotienten fur Verheiratete errechnet. Die Selbstmordrate der Verwitweten war ungefahr doppelt so hoch wie die der Verheirateten, sowohl bei Mannern als auch bei Frauen. Am auffalligsten waren die erhohten Selbstmordraten Verwitweter der jungeren Altersgruppen. Die Selbstmordrate der Geschiedenen erwies sich als noch hoher als die der Verwitweten und Ledigen. Durkheim konnte aber zeigen, das bei einem hoheren Anteil der Geschiedenen in der Bevolkerung auch die Selbstmordrate der Verheirateten steigt. Das bedeutet, das die Scheidungshaufigkeit einen bestimmten Indikator des Zustands der Bevolkerung darstellt, der die Selbstmordhaufigkeit aller Menschen beeinflust.
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