Ethnohistorische Musikforschung auf Zypern 7. Tagung der Studiengruppe zur Erforschung und Edition historischer Volksmusikquellen, 22. bis 27. Juli 1982 in Limassol

2016 
Erst kurzlich hat in dieser Zeitschrift (Jg. 35, 1982, S. 210) Christian Ahrens darauf hingewiesen, wie wichtig es ware, wenn die Studiengruppen des International Council for Traditional Music ihre geographische und damit auch thematische Einengung auf den zentraleuropaischen Raum aufgeben wurden, um mehr mit Kollegen aus ausereuropaischen Landern ins Gesprach zu kommen und um in cross-cultural-studies die biologischen und kulturellen Verhaltensweisen des Menschen im Zusammenhang mit Musik besser begreifen zu lernen. Die Tagungen der „Historischen Gruppe", bisher schon durch vereinzelte ausereuropaische Themen und einzelne Referate amerikanischer und japanischer Fachkollegen fur den interkulturellen Vergleich offen, haben nun mit einer Tagung auf Zypern erstmals die Orient-Okzident-Problematik in den Mittelpunkt einer Konferenz gestellt. Vom 22. bis 27. Juli 1982 trafen sich in Limassol dreisig Spezialisten ethnohistorischer Musikforschung. Alle Referate dieser 7. Tagung der „Studiengruppe zur Erforschung und Edition historischer Volksmusikquellen" werden in den in Graz verlegten Musikethnologischen Sammelbanden nachzulesen sein. Dieser Bericht beschrankt sich daher auf wesentliche Ergebnisse der Konferenz: Ernst Emsheimer (Stockholm) vermochte in seinem Bericht uber das musikalische Brauchtum der Mongolen im 13. Jahrhundert zu zeigen, wie indirekte Zeugnisse durch rezente Praktiken Gestalt gewinnen; die Frage der Kontinuitat schriftloser und semiliterarischer Traditionen, von Walter Wiora immer wieder als „zweites Standbein" geschichtlicher Quellenarbeit ins Gesprach gebracht, konnte so anhand konkreter Daten diskutiert werden. Bild und Schriftzeugnisse des sudostlichen Mittelmeerraumes aus Alexandrinischer Zeit stellte Ellen Hickmann (Hannover) vor, um damit die Aufgaben und Methoden einer Musikarchaologie bewust zu machen. Seit mehr als funfzehn Jahren beschaftigt sich Zoltan Falvy (Budapest) mit der Troubadour-Melodik; sein Referat suchte nun die Einsichten aus Strukturund Stilanalysen des unvollkommen uberlieferten literarischen Materials jenen ethnomusikologischen Befunden gegenuberzustellen, die aus arabischer und mittelalterlich-abendlandischer Musik zu gewinnen sind. Das Quellenmaterial der Musica vulgaris im franzosischen Hochmittelalter, das Doris Stockmann (Berlin-DDR) ausbreitete, vermochte Falvys Argumentation zu stutzen. Den Weg vom Vorderen Orient uber den Balkan nach Europa zeichneten Rayna Katzarova-Koukoudova (Sofia) und Ghizela Suliteanu (Bukarest) anhand bulgarischer und rumanischer Uberlieferungen nach. Linguistische und Brauchtumsstudien bildeten den Hintergrund des Referates von Albrecht Schneider (Bonn) uber ost-westliche Beziehungen um „Charivari". Auf umfangreiche, bislang von der musikalischen Volkerkunde nicht ausgewertete Materialien wies Albert Palm (Schramberg) hin: Er hat die Ausereuropa-Artikel der Encyclopedie methodique analysiert (1782-1832), um ein Bild davon zu geben, wie von Frankreich aus die Musik der Alten Hochkulturen und der Naturvolker in das Blickfeld des europaischen Denkens ruckte. Die Referate der zyprischen Kollegen, Nefen Michaelides, Lenia Sergis, Pieris Zarmas, Costas Ioannides, Georgios Averof und Sozos Tombolis, machten die Brucken-Funktion der Mittelmeerinsel in vielfaltiger Weise deutlich. Auf einige „freie Referate" sei noch verwiesen: Walter Salmen und Gabriele Busch-Salmen (beide Innsbruck) boten Belege zum studentischen Musizieren und Tanzen in Deutschland, Balint Sarosi (Budapest) interpretierte historische Zeugnisse uber Zigeunermusikanten, Sigrid Abel-Struth (Frank-
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