Vielfalt in der ökonomischen Wissenschaft: Verhaltensökonomische Ansätze in der Diskussion

2015 
In der Regel wird in der etablierten wirtschaftswissenschaftlichen Lehre angenommen, dass der Mensch ein Homo oeconomicus ist: rational handelnd und auf materielle Gewinne ausgerichtet. Aber wird das Verhalten der Menschen durch dieses Bild richtig abgebildet? Handeln sie rational, oder wird das Verhalten vor allem durch Emotionen und Erfahrungen gesteuert? Georg Weizsacker, Humboldt-Universitat zu Berlin, unterstreicht, dass den Okonomen diese Vorstellung eines Idealbildes vollkommen vertraut und auch sehr nutzlich ist. Sie beschaftigen sich taglich mit dem sogenannten Homo oeconomicus, der ein solches Idealbild fur die Entscheidungen in den okonomischen Modellen sei. Aber gerade unter den Verhaltensokonomen habe der Homo oeconomicus einen besonders schlechten Ruf. Sie nutzen ihn als Referenzpunkt und fokussieren ihre Forschung darauf, diesen Referenzpunkt als unrealistisch darzustellen. Die Auseinandersetzung mit dem Idealbild sei aber sinnvoll. Erst wenn man umfassend nachweisen konne, dass der Homo oeconomicus ein Phanomen nicht hervorbringen kann, wisse man, dass die ihm zugrunde liegenden Annahmen zu verwerfen seien. Dadurch lerne man viel uber die echten menschlichen Entscheidungen. Allerdings betont Georg Weizsacker auch, dass die Maxime der vernunftigen Handlung gerade in schwierigen Zeiten wichtig sei. Nach Ansicht von Martin G. Kocher, Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen, ist die Verhaltensokonomik nicht nur der Turoffner zu einer neuen okonomischen Interdisziplinaritat, sondern hat auch mit dazu beigetragen, die Wirtschaftswissenschaft von einer stark theoretisch gepragten Wissenschaft zu einer stark empirisch bestimmten Wissenschaft umzubauen. Felix Gelhaar, Universitat zu Kiel, und Simon Bartke, Institut fur Weltwirtschaft, Kiel, weisen darauf hin, dass Verhaltensanderungen langfristig nur durch Veranderungen der Praferenzen zu erreichen sind. Es sei daher erforderlich, Einfluss auf die Kultur und gesellschaftlichen Normen, z.B. durch eine langfrist
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