Anpassung und Anwendung einer Bewertungsmethode zur Beurteilung der Ökosystemleistungen siedlungsdominierter Gewässerläufe

2021 
Urbane Gewasser unterliegen enormem Nutzungsdruck und mussen neben ihrer okologischen Funktion vor allem wirtschaftlichen und sozialen Anforderungen gerecht werden. Obwohl die Europaische Wasserrahmenrichtlinie die Verbesserung der Gewasser fordert und das Erreichen eines guten okologischen und chemischen Zustandes als Ziel definiert, werden urbane Gewasser oft aufgrund fehlender Berichtspflicht (Einzugsgebiet < 10 km²) oder der Einstufung als erheblich veranderte Wasserkorper sowie der vergleichsweise aufwendigen Verbesserung des okologischen Potenzials bei der bei der Masnahmenplanung und -umsetzung nicht vorranging betrachtet. Grund dafur sind unter anderem auch Zielkonflikte zwischen Stadtplanung und okologischen Anforderungen. In diesem Spannungsfeld kann der Ansatz der Okosystemleistungen als Entscheidungs- und Bewertungshilfe genutzt werden. Der vorliegende Beitrag untersucht im Speziellen die Okosystemleistungen urbaner Fliesgewasser und stellt diese mithilfe des in Deutschland entwickelten River Ecosystem Service Index, RESI, dar. Als Beispielgewasser wird der Darmbach, ein kleiner, siedlungsdominierter Bach mit rund 8 km Fliesweg innerhalb der Stadtgrenzen Darmstadts, genutzt. Gleichzeitig wird somit die Anwendbarkeit des RESI fur urbane Gewasser erprobt und dessen Ubertragbarkeit diskutiert. Im Rahmen der Untersuchung werden Berechnungen zu insgesamt sieben Okosystemleistungen nach den Vorgaben des RESI-Anwendungshandbuches durchgefuhrt. Es wird gezeigt, dass die berechneten Indikatoren teilweise ohne Anderungen auf urbane Gewasser ubertragbar sind. Obwohl der RESI fur grose Gewasser, beispielsweise Elbe und Donau, entwickelt wurde ist die Anwendung auf kleine, siedlungsdominierte Fliesgewasser mit kleineren Einschrankungen moglich und eine Bewertung der Okosystemleistungen des als Fallbeispiel gewahlten Darmbach moglich. Probleme bei der Anwendung auf kleinere Gewasser resultieren hauptsachlich aus teils unzureichendem Messdatenbestand und haufig ungenugender Ubertragbarkeit des raumlichen Bezugs. Um alle Belange siedlungsdominierter Gewasser abbilden zu konnen, empfiehlt sich eine Erweiterung der betrachteten Indikatoren, welche die speziellen Gegebenheiten in Siedlungsbereichen berucksichtigen. Dazu gehoren, neben der Berucksichtigung individueller Stadtbiotope als Beitrag zur Biodiversitat, auch die Aufwertung des Stadtbildes durch Stadtnatur und die spezifische stadtokologische Qualitat zur Naherholung. Die Berucksichtigung von Okosystemleistungen innerhalb der Stadtplanung und der Gewasserentwicklungsplanung in urbanen Gebieten ermoglicht eine integrative Bewertung von Planungsvorhaben und stellt aus aktueller klimapolitischer Sicht eine wichtige Erganzung zu bisherigen Bewertungen dar. Daruber hinaus ist der indikatorbasierte Ansatz zur Bewertung von Okosystemleistungen eine Moglichkeit, diese objektiv und reproduzierbar darzustellen
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