Fahrerassistenz- und Fahrerinformationssysteme (FAS/FIS) – Personale Voraussetzungen ihres Erwerbs und Nutzung durch ältere Kraftfahrerinnen und -fahrer

2019 
In den nachsten Jahren ist mit einer steigenden Anzahl autofahrender Seniorinnen und Senioren (1) im Strasenverkehr zu rechnen. Mit zunehmendem Alter gehen jedoch zahlreiche fahrrelevante Leistungsveranderungen und Einschrankungen einher. Ein relativ neuartiger Ansatz zur Kompensation altersbedingter Einschrankungen und zur Senkung des Unfallrisikos ist der gezielte Einsatz von Fahrerassistenz- und -informationssystemen (FAS/ FIS). Im Rahmen dieses Projekts werden die personalen Voraussetzungen alterer Autofahrer fur Erwerb und Nutzung derartiger Systeme untersucht. In einer Literaturanalyse werden Moglichkeiten zur Erhohung der Verkehrssicherheit durch den Einsatz von FAS/FIS dargestellt. Basierend auf einem Uberblick uber Akzeptanzuntersuchungen von FAS/FIS werden Faktoren herausgearbeitet, die speziell fur Senioren von hoher Bedeutung sind. Im empirischen Teil des Projekts werden uber zwei verschiedene methodische Zugange Informationen uber die personalen Voraussetzungen des Erwerbs und der Nutzung von FAS/FIS durch altere Autofahrer gesammelt. Zum einen uber Einzelinterviews von Autohandlern, die in Kontakt mit alteren Kunden stehen, zum anderen uber Fokusgruppendiskussionen direkt mit der Zielgruppe. Die Autohausbefragungen zeigen, dass der Verkaufsberater eine entscheidende Rolle bei der Information alterer Fahrer spielt. Das Thema „Fahrerassistenzsystem“ wird selten von den Kunden selbst angesprochen, sondern muss vom Kundenberater gezielt adressiert werden. Wahrend jungere Kunden sich Fahrerassistenzsysteme oft aus Komfort- und Prestigegrunden kaufen, ist bei alteren Kunden der Sicherheitsaspekt das bedeutendste Argument fur den Kauf eines Systems. Sehr grose Bedeutung messen die interviewten Verkaufsberater Probefahrten zu: Sie konnen Angste und Bedenken nehmen und teilweise auch Skeptiker uberzeugen. Als Kauf- und Nutzungsbarrieren nannten die Berater Zweifel hinsichtlich der Zuverlassigkeit des Systems und die relativ hohen Kosten fur FAS/FIS. Anliegen der Fokusgruppendiskussionen ist es, Vertreter der Zielgruppe „altere Autofahrer“ direkt zu befragen. Der Grosteil der Fokusgruppenteilnehmer hat sich bis zum Workshop mit dem Thema FAS/FIS noch sehr wenig auseinandergesetzt und entsprechend auch nur sehr wenig Vorwissen zum Thema aufgebaut. Interessanterweise lasst sich aber bei sehr vielen Teilnehmern bereits durch eine sehr knappe Information zur Funktionsweise einzelner Systeme zumindest eine Nutzungs- bei manchen sogar eine Kaufintention erzeugen. Basierend auf den Erkenntnissen der Literaturanalyse, der Autohausbefragungen und der Fokusgruppendiskussionen wird ein Arbeitsmodell zum Einfluss personaler Faktoren auf die Nutzungsintention alterer Autofahrer von FAS/FIS entworfen. Dieses Arbeitsmodell soll OEMs, Verbande usw. darin unterstutzen, konkrete Masnahmen zu einer weiteren Verbreitung von FAS/FIS unter alteren Fahrern abzuleiten. Zur Quantifizierung einzelner Einflussfaktoren wurde ein Fragebogen entwickelt, den mittels einer Online-Umfrage 585 Personen beantworteten. Mittels logistischer Regression werden die im Arbeitsmodell spezifizierten Pradiktoren daraufhin uberpruft, ob sie einen relevanten Einfluss auf die Nutzungsintention verschiedener FAS/FIS haben. Die Ergebnisse zeigen, dass ein einziges Modell zur Vorhersage einer Nutzung von FAS/FIS im Allgemeinen fehlschlagen muss. Jedes FAS/FIS weist gewisse Merkmale auf, die es von anderen FAS/FIS unterscheidet und die offensichtlich auch einen Unterschied hinsichtlich einer Nutzungsintention machen. So werden an ein sehr selten agierendes Notsystem andere Kriterien angelegt, als an ein System, das kontinuierlich in das Fahrgeschehen eingreift. Bereits heute sind einige Voraussetzungen gegeben, die eine weitere Verbreitung von FAS/FIS unabhangig vom Geschlecht und Alter potenzieller Nutzer in den nachsten Jahren sehr wahrscheinlich machen. Beschleunigen lasst sich dieser Prozess durch weitere gezielte Informationsverbreitung hinsichtlich der Moglichkeiten, bestimmte physische/ kognitive Einschrankungen (die nicht unbedingt nur eine bestimmte Altersgruppe betreffen) mithilfe vom FAS/FIS zu kompensieren. Uber eine Analyse des Mobilitatsverhaltens und potenzieller Einschrankungen sollten potenziellen Neuwagenkaufern FAS/FIS gezielt und bedarfsgerecht angeboten werden. Zentrale Bedenken hinsichtlich FAS/FIS hatten viele Befragte in Bezug auf zu erwartende Folgekosten sowie zu Fragen der Datensicherheit. Hier ist eine transparente Informationspolitik hilfreich, die den Kunden Sicherheit bezuglich zu erwartender Folgekosten und der Datensicherheit vermittelt. (1) Aus Grunden der besseren Lesbarkeit wird im Text weitgehend die mannliche Form gewahlt. Die Angaben beziehen sich jedoch auf Angehorige beider Geschlechter, sofern nicht ausdrucklich auf ein Geschlecht Bezug genommen wird.
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