Pneumologischer Nachwuchs in Deutschland

2021 
Einleitung Der demografische Wandel in der Gesellschaft und innerhalb der Arzteschaft ebenso wie sich andernde gesellschaftliche Vorstellungen und Normen in Bezug auf das Verhaltnis von Beruf und Freizeit fuhren zu Herausforderungen in der Arbeitsplatzgestaltung im Krankenhaus. Daneben steht die Organisation der arztlichen Weiterbildung unter dem zunehmenden Einfluss einer sich immer weiter spezialisierenden Medizin sowie einer zunehmenden Okonomisierung der arztlichen Tatigkeit. Vor diesem Hintergrund haben wir junge Arztinnen und Arzte in der pneumologischen Weiterbildung zu verschiedenen Aspekten der Weiterbildungsqualitat und Arbeitsorganisation befragt. Methoden Von September bis November 2019 wurde uber 2 Monate eine Online-Befragung junger Pneumologinnen und Pneumologen durchgefuhrt. Die Aufforderung zur Teilnahme wurde uber wiederholte E-Mails (initiale E-Mail und 2 Erinnerungen nach 2 und 6 Wochen) durch die Deutsche Gesellschaft fur Pneumologie (DGP) bzw. den Bund deutscher Pneumologen (BdP) versendet. Der Fragebogen umfasste 7 Themenbereiche und maximal 62 Fragen. Neben eigens entwickelten Fragen, die sich an ahnlichen Befragungen anderer Fachdisziplinen orientierten, wurde auch das Modell beruflicher Gratifikationskrisen zur Messung psychosozialer Arbeitsbelastung angewendet (16 Fragen). Ergebnisse An der Befragung nahmen n = 224 Teilnehmer teil (33,8 ± 4,5 Jahre alt, 5,4 ± 2,9 Weiterbildungsjahr, 54,4 % weiblich, 86,8 % mit deutscher Nationalitat). Etwas weniger als die Halfte der Befragten (n = 103, 46 %) gab an, mit den Arbeitsbedingungen grundsatzlich zufrieden zu sein, n = 60 (27 %) zeigten sich unentschlossen. Die hingegen eher oder sehr unzufriedenen Teilnehmer gaben als hauptsachliche Grunde fur ihre Unzufriedenheit eine hohe zeitliche Arbeitsbelastung, Arbeitszeitverdichtung (Zeitdruck) sowie eine fehlende Ausrichtung der Arbeitsablaufe an den Bedurfnissen der arztlichen Berufsgruppe an. Trotz der uberwiegenden Zufriedenheit ergab der Gratifikationsquotient (ER-Ratio) fur die Mehrheit der Teilnehmer (n = 166; 88,3 %) ein ungunstiges Verhaltnis von erbrachtem Aufwand zu erfahrener Belohnung (adjustierter Durchschnittswert 1,89 ± 2,18). Diskussion Im europaischen und internationalen Vergleich verfugt das deutsche Gesundheitssystem nicht nur uber eine hohe Qualitat der Patientenversorgung, sondern auch der Arbeitsplatzqualitat. Steigende Anspruche an die Beschaftigten und ihre Auswirkung im Sinne einer Gratifikationskrise stellen allerdings nicht nur eine Gefahr fur die Gesundheit und Leistungsfahigkeit der angestellten Arztinnen und Arzte dar, sondern konnen auch die Attraktivitat des Berufs reduzieren und Abwanderung in andere Tatigkeitsfelder oder Lander begunstigen. Gerade in der Pneumologie, einem Fach mit stetig wachsender Bedeutung in der klinischen Versorgung, ist die Sicherung eines pneumologischen Nachwuchses von besonderer Bedeutung, und beeinflussbare Faktoren bez. der Arbeitsplatzgestaltung und Weiterbildungsqualitat sollten deshalb so gut und so bald wie moglich positiv gestaltet werden. Die Ergebnisse der hier durchgefuhrten Befragung konnen den Weiterbildungsverantwortlichen und Entscheidern im Gesundheitssystem helfen, die notwendigen Masnahmen moglichst nah an den tatsachlichen Bedurfnissen der Zielgruppe, der nachwachsenden Arzteschaft, zu orientieren.
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