Der Erinnerungsdiskurs um Flucht und Vertreibung in Deutschland seit 1989/90. Vertriebenenverbände, Öffentlichkeit und die Suche nach einer ‚normalen‘ Identität für die 'Berliner Republik'

2015 
Im Fokus Arbeit steht die Untersuchung des offentlichen Diskurses um Flucht und Vertreibung und der damit verbundenen Themenkomplexe sowie der Rolle der Vertriebenenverbande als wichtige Akteure dieses Diskurses im Zeitraum zwischen dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung sowie dem endgultigen Entschluss zur staatlich geforderten Musealisierung von Flucht und Vertreibung durch die Grundung der Stiftung ‚Flucht, Vertreibung, Versohnung‘ am 30. Dezember 2008, welche die Errichtung einer Ausstellung zum Thema im Berliner Deutschlandhaus zum Ziel hat. Die vorliegende Arbeit untersucht, wie in einem diskursiven Prozess verschiedene Akteure bestimmte Vergangenheitsinterpretationen zur Identitatsstiftung herausbilden, als allgemeinverbindlich durchzusetzen und damit die Deutungsmacht uber den Diskurs zu erringen versuchen. Die Debatten rund um den Themenkomplex Flucht und Vertreibung werden dabei als geschichtspolitischer Identitatsdiskurs6 verstanden, in den der Bund der Vertriebenen (BdV) als Interessenverband Inhalte seines Gruppengedachtnisses und seiner Gruppenidentitat einzubringen und als allgemeingultig zu verankern versuchte. Wie dabei zu zeigen sein wird, hat das vielfach kritisierte Streben nach einer ‚Normalisierung‘ der nationalen Identitat des wiedervereinigten Deutschland gegenuber den Burden der nationalsozialistischen Vergangenheit zu einer neuen Funktionalisierung der Vertreibungserinnerung gefuhrt, die alle nach der Wende geauserten Hoffnungen auf eine ‚Entfunktionalisierung‘ und Erreichung einer groseren ‚Wahrhaftigkeit‘ dieser Erinnerung in den Bereich des Wunschdenkens verweist.
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