Ökologische Landwirtschaft als ein Baustein zur Sicherung der Welternährung? - Eine kritische Bestandsaufnahme und ökonometrische Analyse

2013 
Okolandbau kann in einigen Regionen der Welt eine Form der Landbewirtschaftung darstellen, um drangenden Umweltproblemen zu begegnen, die Ernahrungssituation vor Ort durch stabilere und z.T. auch hohere Ertrage im Vergleich zu vorher zu verbessern und durch den Verkauf von Uberschussen ein zusatzliches Einkommen zu generieren. Auf diese Weise konnen durch den okologischen Landbau in verschiedenen Regionen einige der UN-Empfehlungen zur nachhaltigen Entwicklung umgesetzt werden. Die Entwicklungen der letzten zehn Jahre zeigen, dass der Grosteil der in Schwellen- und Entwicklungslandern produzierten Okoprodukte fur den Export nach Europa und in die USA bestimmt ist. Die Ausbreitung der zertifiziert okologisch bewirtschafteten Flache verlauft dabei sowohl zwischen als auch innerhalb der Weltregionen sehr unterschiedlich, wobei der Umfang global betrachtet mit etwa 37 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Okoflache insgesamt relativ gering ist. Dennoch hat sich die Okoflache in weniger entwickelten Regionen wie Afrika und Asien – wenn auch auf unter 0,5 % der Agrarflache – insgesamt positiv entwickelt. Um den Grunden fur die unterschiedliche Flachenentwicklung naher zu kommen, wurden zunachst theoretische Bestimmungsfaktoren aus der Literatur abgeleitet und daraufhin empirisch mithilfe einer Regressionsanalyse untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass in Schwellen-, Entwicklungs- und Industrielandern die Qualitat der Infrastruktur, die Bodenqualitat und die wirtschaftliche Entwicklung in einem positiven Zusammenhang mit der Ausbreitung des Okolandbaus stehen und in allen berucksichtigten Landern einen grosen Einfluss besitzen. Weiterhin ist die Okoflache in den Industrielandern bisher deutlich groser als in den Schwellen- und Entwicklungslandern. In letzteren spielt fur die Grose der vorhandenen Okoflache zudem die fur den Agrarsektor bestimmte Entwicklungshilfe eine entscheidende Rolle. Weiterhin nimmt die zertifizierte Okoflache innerhalb der Gruppe der Industrielander mit zunehmender Intensitat des konventionellen Sektors ab. Separat von der Regressionsanalyse wurde die Einfuhrung einer staatlichen Regulierung untersucht, die ebenfalls als wichtiger Bestimmungsfaktor fur das Wachstum der okologisch bewirtschafteten Flache gilt. Es zeigt sich nach einer nicht eindeutigen Entwicklung im ersten Jahr nach der Einfuhrung eine pragnante Wachstumstendenz der Okoflache in den Jahren danach. Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigen, dass Okolandbau in den Landern vermehrt vorkommt, in denen ein hoherer Anteil masig bis sehr gute Bodenqualitaten vorhanden ist. Mit einer weiteren, eingangigen Schatzung konnte gezeigt werden, dass kein statistisch gesicherter Zusammenhang zwischen der Okoflache und dem Wachstum der Produktivitat in der Landwirtschaft besteht, dass Okolandbau also nicht zu einem geringeren Produktivitatswachstum des gesamten Agrarsektors eines Landes fuhrt. Fur die Situation der Welternahrung (im Sinne einer maximal erzeugten Menge Nahrungsmittel) scheint die Ausweitung der okologischen Produktion im bisherigen Umfang somit nicht nachteilig zu sein. Die bisherige globale Flachenentwicklung des Okolandbaus deutet darauf hin, dass die oben genannten Potenziale des Okolandbaus bisher nur in begrenztem Umfang genutzt wurden. Okolandbau ist wissensintensiv und eine mogliche Zertifizierung, die zu einer okologischen Vermarktung von Uberschussen notwendig ist, verursacht Kosten. Beides kann dazu fuhren, dass einige von den Entwicklungen ausgeschlossen werden und die Vorteile des Okolandbaus nicht nutzen konnen. Auch daher kann okologischer Landbau nicht die einzige Losung der Welternahrungsproblematik sein, vielmehr muss dieser mit einer Vielzahl an Masnahmen begegnet werden. Daher sollten die unterschiedlichsten Anbaumethoden weiter erforscht und auf ihre Eignung und mogliche Komplementaritaten zueinander unter verschiedensten Bedingungen erprobt werden. Die Studie wurde durch die Rentenbank gefordert.
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