Klimaanpassung in Land- und Forstwirtschaft: Ergebnisse eines Workshops der Ressortforschungsinstitute FLI, JKI und Thünen-Institut

2018 
Das Working Paper stellt die Ergebnisse einer Umfrage und eines Workshops zusammen, die von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Ressortforschungsinstitute Thunen-Institut, Julius Kuhn-Institut (JKI) und Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) im Herbst 2016 zusammengetragen und diskutiert worden sind. Ziel des Workshops und der Umfrage war, den Stand des Wissens zu Klimaanpassungsthemen in der Ressortforschung des BMEL und die zukunftigen Herausforderungen einer Anpassung an den Klimawandel in der deutschen Land- und Forstwirtschaft zu analysieren. Die deutsche Land- und Forstwirtschaft ist von primaren Klimafolgen wie stetig steigenden Durchschnittstemperaturen, veranderten Niederschlagsmustern und immer haufiger auftretenden, regional und saisonal sehr unterschiedlich ausgepragten Extremwetterereignissen betroffen. Zudem fuhren sekundare Klimafolgen wie ein erhohter Schaderreger- und Infektionsdruck, Probleme bei der Bekampfung von Schadnagern in Land- und Forstwirtschaft, eine Verschiebung der Vegetationsphasen oder eine Anderung der Produktqualitat zu hoheren Anbau- und Produktionsrisiken. Viele ertragswirksame Faktoren wie z. B. steigende Ozon-Konzentrationen und deren Interaktion mit Schadlingsbefall und Extremwetterereignissen sind noch weitgehend ungeklart. Der CO2-Dungeeffekt, hohere Temperaturen und die Verlangerung der Vegetationsperiode bieten aber auch Chancen fur die deutsche Landwirtschaft, vor allem fur den Pflanzenbau. Im Vergleich zu anderen Regionen der Welt werden die Produktionsbedingungen in Mitteleuropa voraussichtlich auch kunftig stabil und gunstig fur den Pflanzenbau bleiben. Damit verbunden sind Moglichkeiten, stabil hohe und ggf. hohere pflanzenbauliche Ertrage zu erzielen und die Wettbewerbsfahigkeit der deutschen Landwirtschaft an den Weltagrarmarkten zu verbessern. Zum Teil kann durch eine Anpassung der Produktionssysteme von Kulturpflanzen und in der Tierhaltung mit relativ einfachen Masnahmen auf Klimaanderungen reagiert werden. Es werden jedoch weitere Masnahmen und vor allem auch Strategien fur den Umgang mit Klimafolgen und Extremwetterereignissen benotigt. Insgesamt wird eine regionalspezifische Ausrichtung der Produktionssysteme immer wichtiger. Im Forst ist es von essentieller Bedeutung, die am besten an die zukunftigen Klimabedingungen einzelner Standorte angepassten Baumarten und Herkunfte zu identifizieren und in die Bestande zu integrieren. Parallel dazu sollte die Identifizierung der genetischen Grundlagen einzelner Resistenz- und Toleranzmerkmale gegenuber abiotischen und biotischen Schadfaktoren verstarkt erforscht und die Ergebnisse fur die gezielte Zuchtung resistenter Baume genutzt werden.Fur den Ackerbau werden angepasste und tolerante Sorten sowie Ertragsmodelle benotigt, die sowohl Schaden durch Extremwetterereignisse als auch durch Schaderreger vorbeugen, aber auch positive Faktoren und Interaktionen nutzen konnen. Die Modelle werden auch als Grundlage der Bewertung von Risikomanagementsystemen benotigt. Zudem besteht Bedarf an der Entwicklung von (digitalen) Entscheidungshilfen fur den bestmoglichen und effektivsten Dungezeitpunkt, eine gezielte Bewasserung oder auch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Anpassungsmasnahmen sollten anhand ihrer Kosten und Nutzen aus okonomischer, okologischer und gesellschaftlicher Sicht bewertet werden. Um Handlungsempfehlungen zum Anbau einzelner Kulturen an verschiedenen Standorten erarbeiten zu konnen, ist neben der wissenschaftlichen Analyse der Risiken ebenso die weitere Erforschung der Chancen, die sich durch die erwarteten Klimaanderungen ergeben konnten, erforderlich. [...]
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