Terrorismusabwehrübung – Was können wir daraus lernen?

2020 
Planung sowie Ubungen zur Versorgung von vielen Verletzten bei einem Terroranschlag helfen, Chaos zu minimieren und die Outcomes der Patienten zu verbessern. Die Effektivitat von Ubungen wird durch deren Evaluation bewertet. Datenerhebungsmoglichkeiten bei Ubungen sind jedoch sehr begrenzt, Evaluationen von Ubungen bei terroristischen Anschlagen sind deshalb in der Literatur so gut wie nicht zu finden. Die vorliegende Studie soll untersuchen, welche Erkenntnisse aus klinischer Sicht aus einem Ubungsszenario terroristischer Anschlag fur Praklinik und Klinik gezogen werden konnen, unter Berucksichtigung der Schnittstellenproblematik. Am 19.10.2019 fand die Grosubung „Baden-Wurttembergische Terrorismus-Abwehr Exercise (BWTEX)“ statt. Explosion einer Autobombe und Schusswaffengebrauch durch Terroristen in der Innenstadt von Konstanz wurden simuliert. Polizei, Bundeswehr, Einsatzkrafte des Bevolkerungsschutzes und des Rettungsdiensts sowie Personal der Kliniken Friedrichshafen, Konstanz und Sigmaringen versorgten die Verletzten. Verletzungsschwere, Zeitpunkt, Sichtungskategorie, Ersttherapie und Qualitat der Dokumentation wurden am Anschlagsort und bei Klinikeintreffen erfasst. Am Anschlagsort wurden 80 % der Verletzten triagiert, die Triage erfolgte am Anschlagsort im Mittel 83 ± 45 min nach dem Anschlag, in der Klinik nach 163 ± 54 min. Verletzte der Triage-Kategorie 1 (TK1, rot: vital bedroht – Sofortbehandlung) erreichten die Kliniken nach 198 ± 50 min, die der TK2 (gelb: schwer verletzt – dringliche Behandlung) nach 131 ± 44 min und die der TK3 (grun: leicht verletzt – nicht dringliche Behandlung) nach 157 ± 46 min. Zwischen Triage-Kategorie und Klinikankunft ergab sich kein signifikanter Unterschied (r = 0,2), ebenso wenig zwischen Injury Severity Score (ISS) und Klinikankunft (r = 0,43). Die Autoren vermuten, dass 44 % der Verletzten der TK1-Gruppe wegen vermeidbarer Zeitverzogerung verstorben waren. Bei einem Massenanfall von Terroropfern ist im urbanen Bereich der Aufbau von Behandlungsplatzen kontraproduktiv; dies kann durch die Zeitverzogerung zu einer erhohten Sterblichkeit der Patienten fuhren. In Planung und Durchfuhrung von Ubungen muss dies einfliesen.
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