EEG und NIRS bei der bewussten Verzögerung motorischer Reaktionen: Untersuchung an Gesunden und Patienten mit psychischen Gesundheitsstörungen

2013 
Einleitung: Ein Problem bei Untersuchungen im entschadigungsrelevanten Kontext ist die Prufung auf Aggravation von Beschwerden und Defiziten. Die Pravalenz der Beschwerdeaggravation ist gut untersucht und wird mit 18% bis 40% angegeben (Axelrod et al., 2000; Binder, 1993; Mittenberg et al., 2002). In fruheren Arbeiten wurden Unterschiede in den N2/N3-Komponenten der ERP bei Tastendruck gefunden, je nachdem ob ein Go- oder No-Go-Paradigma verwendet wurde (Roche et al., 2005). Aktuell werden die ERP und Aktivierungsmuster in der NIRS bei bewusster Verzogerung von einfachen motorischen Reaktionen unter visueller Stimulation an gesunden Probanden und Patienten mit psychischen Gesundheitsstorungen untersucht. Ziel der Studie ist es, zu evaluieren, inwieweit eine bewusste Verzogerung motorischer Reaktionen mit charakteristischen ERP und Aktivierungsmustern in der NIRS assoziiert ist. Material/Methode: Neben einer NIRS im Event- und Blockdesign (bifrontal, rechts parietal) wurden bei bisher 30 Gesunden und Patienten mit depressiven Erkrankungen ERP aus dem EEG durch Mittelung nach visuellem Stimulus gewonnen. Die Probanden wurden in Bedingung I instruiert, schnellstmoglich auf den Reiz mit Tastendruck zu reagieren. In Bedingung II sollte die Antwort nach Stimulus kurz bewusst verzogert werden. Neben der Reaktionszeit wurden die ERP nach dem 1020-System abgeleitet. Die Signalanalysen richteten sich auf Latenzen, Amplituden und topographische Verteilung der VEP, ERP und LRP. Die Mittelwerte wurden zwischen den Bedingungen I und II verglichen. Neben einer Stimulustriggerung erfolgte eine Triggerung nach motorischer Antwort. Ergebnisse: Die bisherigen Auswertungen ergaben folgendes: Die Reaktionszeiten waren in Bedingung I signifikant, die Varianz der Reaktionszeiten war in Bedingung II erheblich erhoht. Die stimuluskorrelierten Analysen ergaben, dass sich VEP und N2 der ERP innerhalb der Bedingungen nicht unterscheiden. Die LRP zeigten hinsichtlich Latenz und Potenzialform signifikante Unterschiede zwischen den Bedingungen I und II. Bei Triggerung nach motorischer Antwort, zeigten die LRP eine reduzierte Amplitude in Bedingung I. Die Untersuchungen an o.g. Patienten zeigten ahnliche Ergebnisse, weisen zum jetzigen Studienzeitpunkt aber nicht darauf hin, dass sich wesentliche Unterschiede in Reaktionszeiten, ERP und LRP im Vergleich zu Gesunden zeigen. Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass manche ERP Abbild der sensorischen Signalverarbeitung sind, unabhangig von einer motorischen Reaktion. Dahingegen waren die LRP von der motorischen Antwort abhangig, in Bedingung I traten sie zudem zeitlich fest nach dem Stimulus auf. Bei kunstlicher Reaktionsverzogerung waren die LRP vom Stimulus entkoppelt und nur noch reaktionsgetriggert zu finden. Die Ergebnisse bei Untersuchung der psychiatrischen Patienten waren statistisch bisher nicht signifikant, fur aussagekraftige Gruppenvergleiche sind weitere Untersuchungen erforderlich und geplant. Wenn eine Reproduzierbarkeit auch an Patienten mit umschriebenen Hirnschadigungen gelingt, stunde ein Paradigma zur Reaktionszeitvalidierung zur Verfugung.
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