Die Ausstellung „Das Sowjetparadies“: nationalsozialistische Propaganda und kolonialer Diskurs

2016 
In Auseinandersetzung mit der jungeren Kritik an der transnationalen Geschichte und kulturgeschichtlichen Arbeiten wird der Einfluss kolonialer Ambition und Imagination auf die Propaganda des Nationalsozialismus illustriert. Es wird davon ausgegangen, dass die kurze Phase des deutschen Kolonialismus in eine lange Ara des europaischen Imperialismus eingebettet ist. Ohne von strikten Kausalitaten und Kontinuitaten zwischen der deutschen Kolonialgeschichte und der nationalsozialistischen Expansion auszugehen, wird die Frage gestellt, ob koloniale Diskurse und Rhetoriken zu propagandistischen Legitimation der militarischen Expansion in den Osten verwandt wurden? Diese Frage wird am Beispiel der Wanderausstellung ‚Das Sowjetparadies‘ untersucht. Es zeigt sich, dass der Raum der Sowjetunion als potentieller kolonialer Raum der Deutschen dargestellt wird, in dem Land und Bewohner zu kultivieren seien. Primares Ziel der Ausstellung ist die Inszenierung des Raumes. So werden seine ungenutzten Reichtumer und Rohstoffe sowie seine leeren homogenen Weiten gezeigt. Zugleich pragen Bilder von Hunger, Elend, Primitivitat und Armut die Ausstellung, welche suggerieren, dass die deutsche Besetzung der sowjetischen Gebiete (auch) im Interesse der ruckstandigen sowjetischen Bevolkerung sei. Das Anknupfen der nationalsozialistischen Propaganda an den kolonialen Diskurs zeigt, dass dieser noch lange nach der kurzen Kolonialherrschaft Deutschlands im Gedachtnis der Gesellschaft verankert war und von den Nationalsozialisten als adaquate Legitimation betrachtet wurde.
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