Demokratie erzählt. Geschichtspolitik im polnischen Parlament nach der Wende von 1989

2017 
Die Dissertation beschaftigt sich mit Geschichtspolitik und dessen Bedeutung fur Demokratisierung. Zuerst wird auf theoretischer Ebene ein interdisziplinarer Zugang zum Begriff Geschichtspolitik hergestellt. Das Verhaltnis zwischen historischem Erzahlen, Legitimation und Identitat wird anhand der Geschichtsphilosophie von Jorn Rusen theoretisch fundiert und durch soziologische Theorien erweitert. Zudem wird auf die Frage eingegangen, wie Geschichtspolitik geschieht und welche Zusammenhange sich zwischen unterschiedlichen Regimetypen erwarten lassen. Hierauf aufbauend wird im zweiten Teil der Arbeit als Fallbeispiel der Demokratisierungsprozesses in Polen nach 1989 in den Blick genommen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Parlament. Die Untersuchung der uber die untersuchten Medien – Staatsnamen, Staatswappen, Erinnerungsgesetze, Architektur und stenographische Protokolle von Plenardebatten – vermittelten und verhandelten historischen Narrative zeigt auf, dass diese sich auf die Konstruktion von Gruppenidentitaten und auf die Orientierung sowie Legitimierung von Entscheidungen auswirkten und somit den Prozess der Demokratisierung auf entscheidende Weise beeinflussten. Hierbei konnte das Narrativ der Ruckkehr zu den eigenen, also nationalen demokratischen Traditionen der Zwischenkriegszeit gegenuber den alternativen Narrativen eine dominierende Position einnehmen, was wiederum erstens auf die Erfordernisse des Demokratisierungsprozesses, zweitens auf die geschichtskulturelle Vorgeschichte und drittens, wie die Inhaltsanalyse der Plenarsitzungsprotokolle auch quantitativ aufzeigt, auf die Machtverhaltnisse zwischen den Parteien im Parlament zuruckgefuhrt werden kann.
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