Von der Notwendigkeit eines ätiologieorientierten Vorgehens in der Psychotherapie

2010 
Die Notwendigkeit einer atiologischen Orientierung der Psychotherapie wird aus theoretischen und praktischen Erwagungen heraus begrundet. Theoretisch ergibt sich die atiologische Orientierung aus der Kritik des »Empirismus« als einer erkenntnistheoretischen Position, die sich im Namen eines abstrakten »Prinzips von Erfahrung« gegen die klinische Erfahrung und die Ergebnisse empirischer Forschung immunisiert. Unter empiristischen Vorzeichen verliert die medizinische Krankheitslehre ihre Tiefendimension und reduziert sich auf Symptomatologie – auf ein System abstrakter und von ihrem Gegenstand abgeloster Bezeichnungen. Mit der Uberwindung der empiristischen Erkenntnispathologie tritt die Unterscheidung zwischen Symptombehandlung und kausaler Psychotherapie in den Mittelpunkt von Krankheitsverstandnis und Therapiefuhrung. Kausale Psychotherapie ist ein therapeutisches Vorgehen, das nicht nur Symptome beseitigt, sondern den pathologischen Prozess unterbricht und moglichst umkehrt. Das Idealziel kausaler Heilung ist in der Psychotherapie wie auch sonst in der Medizin die erste Option, die durch ausere Bedingungen allerdings eingeschrankt werden kann. Die Unterscheidung zwischen Empirismus und Empirie wird am Postulat einer »Evidenzbasierung« von Psychotherapie wieder aufgenommen. Als wichtigste Kriterien fur eine kausal wirksame Therapie werden ein stabiler katamnestischer Zustand sowie die »Positive Posttherapeutische Nachwirkung« (PPN) benannt. Beide Kriterien konnten bisher vor allem beim psychodynamischen und analytischen Therapietyp nachgewiesen werden.
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