Wahrnehmung und ökonomische Bewertung waldbasierter kultureller Ökosystemleistungen mit und ohne Erholungsbezug durch die bayerische Bevölkerung

2020 
Der globale Ruckgang der Artenvielfalt, verursacht durch das intensive Eingreifen des Menschen in die Okosysteme, zahlt zu den grosen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte, nicht zuletzt im Interesse des Menschen, dessen Existenz dadurch zunehmend bedroht wird. Auch Walder sind von dieser Entwicklung betroffen. In Deutschland uber Jahrhunderte zu Forsten umgebildet, die vorwiegend der Holzproduktion dienten, fuhrte dies zu monotonen Strukturen, in denen naturliche Elemente wie Totholz nicht den notwendigen Platz haben, um die zahlreichen davon abhangigen Arten zu versorgen. Derzeit findet jedoch – ausgelost durch wissenschaftliche Befunde – ein gesellschaftliches Umdenken statt, das naturliche Waldelemente vermehrt in Wirtschaftswalder integrieren mochte. Vor dem Hintergrund der sich durch diese Entwicklungen abzeichnenden Veranderung der Walder wurde nun erstmals fur das deutsche Bundesland Bayern flachenreprasentativ untersucht, wie die Bevolkerung dieser Veranderung gegenubersteht, und wie die kulturellen Okosystemleistungen von Waldern, also die Beitrage des Okosytems Wald fur das menschliche Wohlergehen, wahrgenommen und beurteilt werden. Im Vordergrund standen dabei das naturliche Erbe und die Erholung. Dazu wurde eine reprasentative Online-Befragung mit 2473 Probanden durchgefuhrt, in die zwei leicht modifizierte Choice Experimente eingebunden wurden. Mit ihrer Hilfe sollten nicht nur die Praferenzen fur bestimmte Waldzustande und Masnahmen zur Sicherung der Artenvielfalt aufgedeckt, sondern auch festgestellt werden, welche Trade-offs zwischen ihren gesellschaftlichen, okologischen und okonomischen Folgen bestehen. Auch die Einstellung der Befragten gegenuber der Natur allgemein, und Totholz speziell, war Gegenstand der Studie. Zudem wurde uber Reisekostenmodelle versucht, die Erholungsleistung der bayerischen Walder zu bemessen, um sie in Relation zu den anderen Leistungen zu setzen. Es zeigte sich, dass die Einstellung der bayerischen Bevolkerung gegenuber der Natur und vor allem gegenuber Totholz uberwiegend positiv ist, auch wenn unterschiedliche Formen der Umwelteinstellung identifiziert werden konnten. In den Praferenzanalysen ergaben sich positive Zahlungsbereitschaften fur solche Waldnaturschutzprogramme, die zu einer Verbesserung der Habitatverfugbarkeit fur gefahrdete Arten in allen Waldern, nicht nur in einzelnen Schutzgebieten fuhren wurden. Dabei sind ebenfalls Unterschiede zwischen verschiedenen Waldmanagementstrategien, sowie zwischen bestimmten sozio-demographischen Subgruppen festzustellen. Daruber hinaus konnte ein hoher Wert der Erholungsleistung der bayerischen Walder ermittelt werden, der sich nicht wesentlich verandern wurde, wenn mehr naturliche Strukturen zugelassen werden. Somit ware diese kulturelle Okosystemleistung auch weiterhin gewahrleistet, vorausgesetzt, dass keine Extremzustande angestrebt werden. Aus Sicht der Forstpraxis und des Naturschutzes ist von besonderem Interesse, dass die Trade-offs, welche zwischen der Gesellschaft und diesen beiden Akteursgruppen bestehen, allen drei Seiten zugute kommen konnen.
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