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Der „unmoralische Patient“

2012 
Die empirische Erforschung des moralischen Entscheidens und Handelns stutzt sich zunehmend auf Patienten, die selten auftretende Hirnlasionen in bestimmten Regionen des Frontallappens aufweisen. Dies stellt sowohl die neuroethische Frage zur Bedeutung solcher Erkenntnisse fur unser Verstandnis von Moral als auch die medizinethische Frage nach dem Umgang mit solchen Patienten im Kontext von Forschung und Klinik. Basierend auf einer Auswertung der Literatur uber den Zusammenhang von Hirnlasionen und Sozialverhalten sowie gut 40 Jahren eigene Erfahrung in der neuropsychologischen Abklarung zeigen wir zwei Wahrnehmungslucken: Zum einen propagieren diese Studien einen Neurodeterminismus des menschlichen Moralverhaltens, der aber wissenschaftlich nicht ausreichend untermauert ist. Zum anderen zeigt sich eine Verschiebung des Forschungsinteresses weg von einem klinischen Fokus hin zur neuropsychologischen Grundlagenforschung uber das menschliche Moralvermogen. Letzterer Punkt ist insofern bedeutsam, als dass der klinische und alltagliche Umgang mit solchen Patienten schwierig ist und diese Menschen die Grenzen der Anwendung klassischer medizinethischer Prinzipien wie Autonomie und Fursorge aufzeigen.
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