Dezentrale Kitaplatzvergabe ohne Warteschlange: Ein Leitfaden

2017 
In vielen deutschen Stadten ist die Vergabe von freien Platzen in Kindertagesstatten langwierig und daher mit erheblicher Planungsunsicherheit fur Eltern und Verwaltungsaufwand fur Kita-Personal verbunden. Gerade der akute Mangel an Betreuungsplatzen fuhrt zu Konkurrenz um Kitaplatze und macht eine effiziente Platzvergabe notwendig. Dieser Policy Brief beschreibt Aspekte, die bei der Gestaltung eines dezentralen Vergabeverfahrens berucksichtigt werden sollten, und stellt erprobte Losungen vor. Im Zentrum steht dabei die Koordination der Kitas daruber, welche Einrichtung welcher Familie wann einen Betreuungsplatz anbieten soll. In der Praxis fuhrt eine mangelnde Koordination dazu, dass einige Eltern mehrere Angebote gleichzeitig erhalten. Damit werden zum einen Kitaplatze fur andere Eltern blockiert und es entsteht eine Warteschlange, die zu beruflicher Planungsunsicherheit fur Eltern fuhrt. Zum anderen konnen sich Eltern mit einer Platzzusage nicht sicher sein, ob sie zu einem spateren Zeitpunkt nicht noch eine bessere Zusage erhalten. Damit nehmen sie auch Betreuungsplatze an, die z.B. aufgrund eines zu langen Anfahrtswegs rechtlich unzumutbar sind. Um diese beiden Probleme zu entscharfen, werden in einigen Stadten bereits die Angebote der Kitas an die Eltern koordiniert. In diesen Stadten kann zunachst nur jene Kita einem Kind einen Betreuungsplatz anbieten, die auf dem ersten Platz der Rangliste der Eltern steht. Dies fuhrt dazu, dass jedes Kind nur ein Angebot erhalten kann. So werden einerseits zwischen 50% und 70% der Platze bereits in diesem ersten Schritt vergeben (Herzog und Klein, 2017) und andererseits wissen Eltern, dass sie zu einem spateren Zeitpunkt kein besseres Angebot mehr erhalten werden. Im Policy Brief stellen wir ein weitergehendes Koordinierungsverfahren vor, in dem schon in diesem ersten Schritt fur alle freien Platze ein Platzangebot gemacht werden kann. Das vorgestellte Verfahren hat sich in der Praxis in ahnlichen Kontexten schon vielfach bewahrt (Roth, 2017). Ein weiteres Argument fur dieses Verfahren ist, dass Eltern keine strategischen Abwagungen bei der Bewerbung anstellen mussen und damit - im Gegensatz zur bisherigen Vergabepraxis - auch schlechter informierte Eltern nicht benachteiligt werden.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    2
    Citations
    NaN
    KQI
    []