Der Transport von lebenden Fischen – Entwicklung und Optimierung wichtiger Wasserparameter beim kommerziellen Forellentransport mit und ohne Belüftung:

2021 
Fische werden in Deutschland meist vom Fischzuchter zum Mastbetrieb, Verarbeitungsbetrieb oder zum Besatzgewasser transportiert. Die jahrzehntelange Erfahrung der Transporteure sorgt dabei in der Regel fur einen tiergerechten Ablauf. Die genaue Entwicklung der Wasserparameter wahrend eines Transportvorganges ist bisher allerdings nur unzureichend untersucht. Die vorliegende Studie zielte darauf ab, ein umfassendes Monitoring samtlicher fischrelevanter Wasserparameter wahrend einer reprasentativen Reihe von Lebendfischtransporten durchzufuhren. Im Zuge mehrerer kommerzieller Transportfahrten von Regenbogenforellen wurden Messreihen mit zeitlich hoher Auflosung durchgefuhrt. Dabei wurde festgestellt, dass einzelne Wasserparameter sich weit uber die gangigen Richtwerte hinaus anreicherten. Wahrend sich Kohlendioxid beim unbelufteten Transport in einer annahernd exponentiellen Sattigungsfunktion akkumulierte und Hochstwerte von bis zu 80 mg/L erreichte, stieg die Ammoniumkonzentration gleichzeitig linear bis auf Werte von 5 mg/L an. Sauerstoff war stark ubersattigt, der Gesamtgasdruck insgesamt deutlich unterhalb der Sattigung. Der pH-Wert sank mit steigender CO2-Konzentration kontinuierlich und verlangsamte somit den Anstieg von Ammoniak. In belufteten Transporten stellte sich das Bild anders dar: Hier wurde durch einen Onboard-Kompressors gezielt atmospharische Luft zugefuhrt und samtliche Messungen unter sonst gleichen Bedingungen wiederholt. Im Ergebnis reduzierte sich die finale CO2-Konzentration im Transportbehalter um 50 mg/L auf unter 20 mg/L, wahrend der Verlauf der Sauerstoffsattigung gleichmasiger ausfiel. Die finale Ammoniakkonzentration war aufgrund des weniger stark abnehmenden pH-Werts allerdings mehr als dreimal so hoch. Eine Analyse von physiologischen Stressparametern ergab kein eindeutiges Bild bezuglich der Unterschiede zwischen den Transportvarianten und zeigte insgesamt fur das Tierwohl unkritische Werte. Allgemein lasst sich die Empfehlung ableiten, die Intensitat der Beluftung an die jeweilige Situation anzupassen, wie etwa die Ausgangsparameter des genutzten Transportwassers oder idealerweise gesteuert uber Online-Monitoring von pH und Gasparametern. Fazit: Beim Transport von Forellen, wie er ublicherweise in Deutschland durchgefuhrt wird, reichern sich einzelne Wasserparameter stark an. Vor allem CO2 und Ammoniak konnen in dem geschlossenen System in wenigen Stunden Konzentrationen erreichen, die deutlich auserhalb des fur Forellen empfohlenen Wertespektrums liegen. Fur die relativ geringen Expositionszeiten, wie sie beim Transport auftreten, ist eine konkrete Abschatzung der Auswirkungen auf Fische bisher zwar nicht moglich, da uberwiegend Daten fur chronische Expositionen vorliegen, trotzdem ist die Vermeidung von extremen Wasserwerten auch hier empfehlenswert und durchaus moglich. Das Ausmas der Anstiege wird auch von den Ausgangsparametern des Transportwassers bestimmt und kann durch Entgasung effektiv beeinflusst werden. Hohe initiale pH-Werte begunstigen eine ubermasige Anreicherung von Ammoniak, weshalb hier tendenziell ein gewisser Anstieg von CO2 wunschenswert ist, also eine moderate Beluftung angestrebt werden sollte. Bei niedrigen Ausgangswerten sollte die Beluftungsintensitat jedoch starker gewahlt werden, um einem weiteren Absinken entgegenzuwirken und gleichzeitig  die CO2- Anreicherung zu kontrollieren. Mit einem flexiblen Beluftungssystem in Kombination mit der Kenntnis der Ausgangsparameter des Wassers und unter Einbeziehung weiterer Faktoren, wie der Lange des Transports, konnen effizient Akkumulationsspitzen fur Fische relevanter Wasserparameter im Transportbehalter vermieden werden.
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