Frédéric Chopin im Lichte unbekannter Quellen aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts: Ein Beitrag zur Geschichte der Ästhetik und Musikkritik

2016 
Die fruhe deutschsprachige Chopin-Literatur nimmt einen besonderen Platz in der Musikkritik des XIX. Jahrhunderts ein. Ihr hohes fachliches Niveau verdankt sie hervorragenden Kunstlern und Schriftstellern wie Robert Schumann, Ludwig Rellstab, Friedrich Wieck, Gottfried Wilhelm Fink, Felix Mendelssohn-Barth oldy, Heinrich Heine und Ferdinand Hiller. Besondere Bedeutung kommt den kritischen Dialogen und Aufsatzen Schumanns und Rellstabs zu, die in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, der Neuen Zeitschrift fur Musik und der Iris im Gebiete der Tonkunst in den Jahren 1831-1840 sich mit dem Werk Frederic Chopins auseinandergesetzt haben. Dabei ist Schumann als Pionier und Wegbereiter des grosen Polen in die Geschichte der Musikasthetik eingegangen, wahrend Rellstab lange Jahre als Vertreter der ruckschrittlichen Richtung angesehen wurde. Erst spater, gegen Ende des XIX. Jahrhunderts, hat man ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen1 . Man fand in seinen Chopin-Rezensionen positive Elemente, die den guten Willen ihres Verfassers bezeugten, in den Geist der neuen musikalischen Werke einzudringen und ihre Gesetze zu ergrunden. Diesen beiden angefuhrten Kritikern, die fur die fruhe Chopin-Asthetik von grundlegender Bedeutung sind, reiht sich ein weiterer, bisher von der ChopinForschung fast uberhaupt nicht beachteter Schriftsteller an, der seine Anschauungen uber das Werk, die Personlichkeit und Interpretationskunst des grosen Romantikers im Zusammenhang mit den „negativen" Rezensionen Rellstabs dargelegt hat. Es handelt sich hierbei um den Breslauer Dichter, Philosophen und Musikkritiker Karl August Timotheus Kahlert2, den Davidsbundler und langjahrigen Freund und Mitarbeiter Robert Schumanns, der sich in seinen asthetischen Werken, in denen er u.a. dem intensiven Einflus Schellings und Hegels unterlag, zu den Vertretern der neuromantischen Nachahmungsasthetik des XIX. Jahrhunderts bekennt3. In der Neuen Zeitschrift fur Musik finden wir in den Jahrgangen 1834-1843 zahlreiche Abhandlungen und Berichte Kahlerts uber das aktuelle Musikleben. Einer dieser Artikel enthalt als romantisches Bekenntnis des Autors eine eigene Definition
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