"Bausteine zur Geschichte des Humanismus von der Kehrseite". Die redaktionelle Konzeption des "neuen Pitaval" 1842-1890

2006 
I. Vorbemerkung. Wohl nur die wenigsten Menschen grunden ihre Vorstellungen von Verbrechen und Strafe auf personliche Erfahrungen. Trotzdem sind die Auffassungen daruber, was strafbar ist und wie Straffalligkeit von den zustandigen staatlichen Organen der Polizei und Justiz sanktioniert wird, ein „fester Bestandteil des Alltagswissens". Sie „entsprechen weitgehend Inhalten, die Bildungsinstitutionen, Literatur und insbesonde re Massenmedien vermitteln".1 Massenmediale Kriminalitatsdarstellungen sind an der Herausbildung, Verbreitung und Festigung von alltagsweltlichem Wissen genauer ge sagt an der (Re-)Konstruktion von Wahrnehmungsund Deutungsmustern zu Krimi nalitat, die der Orientierung und Verhaltensregulierung in der Wirklichkeit dienen2 — masgeblich beteiligt. Die Analyse medialer Kriminalitatskonstruktionen erlaubt also Ruckschlusse auf kollektive Kriminalitatsvorstellungen und hieran anschliesende Fra gen zu ihrer „Funktion im Rahmen gesellschaftlicher Normenstabilisierung".3 Ent scheidend in diesem Zusammenhang ist, dass die medial konstruierte Kriminalitatswirk lichkeit nicht mit der empirischen Realitat des Verbrechens identisch ist; hierauf ist vielerorts hingewiesen worden.4 Wo heute hauptsachlich die Massenmedien als Organe der Konstruktion von alltags weltlichem Kriminalitatswissen agieren, waren es im 19. Jahrhundert vor allem die Cri minalgeschichten,5 die Wahrnehmungsund Deutungsmuster zu Verbrechen und straf rechtlichem Geschehen tradierten.6 Eine besondere Bedeutung kommt denjenigen
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