Die Sichtweise von Schülerinnen und Schülern auf eine primärpräventive Maßnahme eines ehemaligen Rechtsextremen: Befunde einer Evaluationsstudie und Empfehlungen für Bildungsakteure

2021 
Schulische Veranstaltungen von und mit ehemaligen extrem Rechten finden in Deutschland mittlerweile seit zwei Jahrzehnten statt. Hiermit wird vorrangig die Zielsetzung verfolgt, Radikalisierung und Extremismus vorzubeugen. Das gelinge, so die Grundannahme, durch den biografischen Erfahrungshintergrund der Aussteiger/innen effektiver im Vergleich zu anderen Interventionen. Bemerkenswerterweise ist dieses spezifische Format der schulischen Praventions- und Bildungsarbeit bislang nur marginal wissenschaftlich untersucht worden. Bisher existierten kaum empirisch fundierte Erkenntnisse uber die (nicht-)intendierten Effekte derartiger Masnahmen auf die Schuler/innen sowie deren Sichtweise. Vor diesem Hintergrund erachteten die Autorinnen die Durchfuhrung eines umfassenden Forschungsprojekts zum schulischen Einsatz von fruheren Extremist/innen, bei dem das Hauptaugenmerk auf den Schuler/innen liegt, als Erfordernis. Neben einer Bestandserhebung zu entsprechenden Tatigkeiten wurde eine exemplarische primarpraventive Schulmasnahme eines ehemaligen Rechtsextremen im Rahmen einer Wirkungs- und Prozessevaluation mit randomisiertem Kontrollgruppendesign an 13 offentlichen Gemeinschaftsschulen in 50 Klassen untersucht. Der vorliegende Beitrag stellt relevante Teilergebnisse dieser Evaluationsstudie vor und diskutiert sie. Im Fokus stehen hierbei die schriftlichen Schuler/innenbefragungen der Prozessevaluation zur Intervention und zum Referenten. Die Ergebnisse der direkt nach der Masnahme (n = 490) und durchschnittlich funfeinhalb Monate danach (n = 448) erhobenen Daten, weisen auf eine heterogene Schuler/innenperspektive und Besonderheiten hin. So wurden neben den mehrheitlichen Positivbewertungen – die sich insbesondere auf die Person des Aussteigers und weniger auf die Masnahmeninhalte bezogen – auch kritische Aspekte identifiziert. Einige Schuler/innen fuhlten sich etwa aufgrund detaillierter Gewaltdarlegungen unwohl. Zudem wurden mitunter Geschlechterspezifika festgestellt. Resumierend verdeutlichen die Evaluationsresultate einen grundsatzlichen Modifizierungs- und Forschungsbedarf der Anwendungspraxis. Abschliesend fuhren die Autorinnen Empfehlungen fur Bildungsakteure und perspektivische Uberlegungen an.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    8
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []