Stationäre Behandlung depressiver Erkrankungen wohnortnah oder wohnortfern: Gibt es Unterschiede im Therapieergebnis?

2016 
Hintergrund: Seit der Psychiatrie-Enquete werden die Vor- und Nachteile wohnortferner und wohnortnaher stationarer Behandlung psychisch Erkrankter kontrovers diskutiert. Ob die Distanz des Wohnorts zur Klinik Einfluss auf den Behandlungserfolg hat, wurde bisher jedoch nur in der stationaren medizinischen Rehabilitation bei Patienten mit Abhangigkeitserkrankungen untersucht. Ziel der vorliegenden Studie ist deshalb die Untersuchung des Einflusses der Distanz zwischen Wohnort und Behandlungseinrichtung auf den Behandlungserfolg depressiver Patienten. Patienten und Methoden: Hierzu wurden die Routinedaten von 1959 stationar behandelten Patienten mit der Diagnose einer depressiven Erkrankung analysiert. Depressivitat, Angstlichkeit und Somatisierungsbeschwerden wurden zur Erfassung des Therapieerfolgs bei Aufnahme, bei Entlassung und katamnestisch 6 Monate spater mit dem Patient Health Questionnaire erfasst. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die Distanz zwischen Wohnort und Klinik die Veranderung der depressiven, angstlichen und somatoformen Symptomatik wahrend und nach der Behandlung nicht moderiert. Auch zeigen sich keinerlei Zusammenhange zwischen der Distanz Wohnort-Klinik und den Symptomveranderungen zwischen Aufnahme und Katamnese. Schlussfolgerungen: Empirische Belege fur Unterschiede im Outcome in Abhangigkeit von der Distanz zwischen Wohnort und Klinik liegen nicht vor. Zukunftig sollte deshalb der Einfluss der inhaltlichen Aspekte wohnortnaher und -ferner Behandlung, wie der Spezialisierungsgrad der Einrichtung sowie die Umsetzung individueller Nachsorgemasnahmen, auf den Erfolg stationarer Therapien systematisch untersucht werden.
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