Das überarbeitete Konzept der Persönlichkeitsstörungen nach ICD-11: Neuerungen und mögliche Konsequenzen für die forensisch-psychiatrische Tätigkeit

2021 
Mit der Einfuhrung der ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 11. Auflage) wird die Diagnostik von Personlichkeitsstorungen grundlegend verandert. Die Notwendigkeit einer Abkehr von der traditionellen typologischen Auffassung und Beschreibung von Personlichkeitsstorungen wurde aufgrund folgender Problemstellungen gesehen: Das kategoriale Konzept einer Personlichkeitsstorung nach ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10. Auflage) begunstige die Stigmatisierung Betroffener, was dazu beitrage, dass die Diagnose in der klinischen Praxis zu selten vergeben werde. Wenn sie gestellt werde, komme es zu einer (zu) hohen Pravalenz der Personlichkeitsstorung „nicht naher bezeichnet“ bzw. zu hohen Komorbiditaten zwischen verschiedenen Personlichkeitsstorungen, was Zweifel an der Reliabilitat der Personlichkeitsstorungen begrunde. Auserdem sei das in der ICD-10 geforderte Kriterium der Zeitstabilitat unter Berucksichtigung von Verlaufsstudien nicht mehr sinnvoll anwendbar. Der Artikel skizziert die Hintergrunde fur die Uberarbeitung der Konzeption von Personlichkeitsstorungen, um nachfolgend das aktuelle diagnostische Verfahren nach ICD-11 zu illustrieren. Abschliesend werden die Implikationen der neuen diagnostischen Vorgaben fur die forensisch-psychiatrische Schuldfahigkeitsbegutachtung diskutiert und anhand von Personlichkeitsprofilen beispielhaft die Auswirkungen der Neukonzeption fur die Therapieplanung bzw. -prognose dargestellt und diskutiert.
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