MARS 520: Ambulante Blutdrucküberwachung während Isolation

2013 
Wie und durch welche physiologischen Wege Isolation das Verhalten von Blutdruck beeinflusst, war unsere Fragestellung fur MARS 520. Nach gegenwartigem Wissenstand wird langfristige Blutdruckregulation hauptsachlich durch den Wasser-Elektrolyt-Haushalt betrieben, aber auch Umwelt-, psychosoziale und stressbedingte Einflusse modulieren das Blutdruckverhalten. Langzeit-Isolationsstudien bieten dank des Wegfalls auserlicher Reize eine auserordentliche Gelegenheit, das Zusammenspiel physiologischer Blutdruckdeterminanten unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen. Bei den sechs Probanden [Mittelwert (SD): 31.8 (4.5) Jahre; 80.3 (7.8) kg KG] der MARS520-Studie wurden insgesamt sechzehn 24h–Blutdruckmessungen durchgefuhrt (Ambulante Blutdruck (ABD) – Uberwachungsmonitore, Spacelabs GmbH): einmal vor, 11 Mal wahrend und 4 Mal nach 520 Tagen Isolation in der MARS 500 Anlage, IBMP, Moskau. Wahrend der ersten 250 Tage wurde die diatetische Kochsalzzufuhr auf 12g, 9g, und 6g fur jeweils 6 Wochen konstant gehalten, zwei weitere Perioden mit 12g und 9g folgten. Wahrend der ubrigen Zeit wurde die Salzzufuhr nicht kontrolliert. Mittelwerte systolischen und diastolischen Blutdrucks und der Herzfrequenz wurden fur jede Messung berechnet. Die parallel zu 13 der 16 Blutdruckmessungen entnommenen Blut- und Urinproben wurden auf Elektrolytgehalt und Steroide untersucht. Der Blutdruck [Systolisch (p=0,0483) und Diastolisch (p=0,0215)] und die Herzfrequenz (p=0,0141) waren wahrend Isolation niedriger als in Vor- und Nachisolation zusammengenommen –auch unter Berucksichtigung einer beachtlichen ‚between-subjects‘ Variabilitat. Die Natriumausscheidung hing mit der diatetischen Zufuhr und mit einem entsprechenden Aldosteron und Reninprofil zusammen. Es bestand nur eine schwache (diastolisch) bzw. keine (systolisch) Korrelation zwischen 24h-Natriumexkretion und ABD. Glucocorticoide und Androgene zeigten selten ein deutlich erkennbares Muster wahrend der Isolation, auch wenn die 24h-Urinwerte von Cortisol (p=0,0060) und Cortison (p=0,0095) niedriger innerhalb als auserhalb der Isolationsanlage ausfielen. Multiple Regressionsanalysen zeigten, dass 71% der systolischen ABD-Varianz durch eine Kombination aus einer begrenzten Anzahl von Glucocorticoiden und Androgenen zum grosten Teil erklarbar war (multiple R = 0.8428). Der Wegfall alltaglicher Reize trug zur Abnahme des Blutdrucks bei, wie die niedrigeren Cortisol- und Cortisonwerte als Ausdruck verminderten Stresses wahrend der Isolation nahe legen. Eine schwache oder gar abwesende Korrelation zwischen diatetischer Natriumzufuhr und ABD ist nicht uberraschend, insofern als schon wahrend der Phase kontrollierter Natriumzufuhr festgestellt wurde, dass der Salzeffekt auf den taglich gemessenen Blutdruck bescheiden und unbestandig ist und zeitlich verzogert einsetzt (cf. Cell Metab. 17: 125–131). Die bemerkenswerte Assoziation zwischen Glucocorticoide und Androgene und ABD-Verhalten lenkt die Aufmerksamkeit auf einen bis heute weitgehend vernachlassigten Aspekt: die physiologische Rolle, die insbesondere den Androgenen bei der Blutdruckregulation zukommt.
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