Franz Alexander: Der Mensch als komplizierte Maschine

1986 
Franz Alexander (geb. 1891 in Budapest) gilt als einer der Begrunder und bedeutsamsten Theoretiker der modernen Psychosomatik. Die Notwendigkeit der theoretischen Arbeit auf dem Gebiet der Psychosomatik erwuchs fur ihn aus der Tatsache der rein organischen Orientierung der modernen Medizin. Diese versuche, das Wesen einer Erkrankung mit immer feineren physikalischen und chemischen Methoden zu erfassen. Dabei habe sie fraglos in der Vergangenheit grose Erfolge erzielt. So sei es gelungen, die Atiologie vieler Infektionskrankheiten — fruher die haufigste Todesursache — zu klaren und wirksame Therapieformen zu entwickeln. Es seien gerade die Erfolge gewesen, die den Blick zunehmend auf das Kleinste und Einzelne fokussierten, eine Sichtweise, die zusammen mit einem bestimmten Muster atiologischer Erklarungen — morphologische Veranderungen fuhren zu Funktionsstorungen — zur Grundfigur des wissenschaftlichen Denkens schlechthin wurde. Ungeklart seien dabei aber grose Krankheitsgruppen geblieben, denen man, so Alexander, mit der ins Einzelne gehenden Forschungsweise nicht beikommen konnte — etwa die Psychosen, Neurosen und alle sogenannten funktionellen Erkrankungen auf dem Gebiet der inneren Medizin. In der Sicht Alexanders erzwingen diese Krankheiten eine ganzheitliche Betrachtungsweise, da sie den ganzen Menschen betreffen und sich nicht durch morphologische Veranderungen eines Organs erklaren lassen. Alexander lehnt deshalb eine fur ihn kunstliche Trennung von Korper und Seele ab. Seelische und korperliche Vorgange sind seiner Meinung nach prinzipiell gleichartig.
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