“Boiling up the problem of violence” in childbirth?—an ethical viewpoint on medical professional responses to women’s reports of mistreatment in childbirth

2020 
In den letzten Jahren berichteten mehr und mehr Frauen von Gewalt und Respektlosigkeit in der Geburtshilfe. Inzwischen hat sich auch die Forschung verstarkt dieses Themas angenommen. Pravalenzschatzungen sind jedoch aufgrund erheblicher methodischer Schwachen noch nicht hinreichend genau zu beziffern. Die Vielzahl und Vielfalt der bestehenden Forschungsergebnisse lassen dennoch den Schluss zu, dass es in der Geburtshilfe in fast allen Regionen der Erde regelmasig zu Gewalt und Respektlosigkeit und damit zu Menschenrechtsverletzungen kommt. Die Folgen reichen bis hin zu Posttraumatischen Belastungsstorungen, was nahelegt, dass dieser Missstand sowohl aus Menschenrechts-Grunden als auch aus Grunden der offentlichen Gesundheit nicht ubergangen werden darf. Daher ist es auserordentlich besorgniserregend, wenn geburtshilfliche Fachpersonen im Angesicht solcher Berichte und Forschung in einen Modus der Selbstverteidigung verfallen und die Erfahrungen der Frauen in Frage sowie Abrede stellen, anstatt zuvorderst mit Empathie (oder gar Mitgefuhl) zu reagieren. Der vorliegende Text wendet sich einigen dieser (sich wechselseitig konstituierenden) Reaktionsmuster seitens geburtshilflicher Fachpersonen zu: (a) einem falsch verstandenen Objektivitatsanspruch und der mithin abwegigen Forderung, die subjektiven Erfahrungen der Frauen zu objektivieren, (b) einer leugnenden und herablassenden Wortwahl sowie (c) einer mangelnden Anerkennung des von den Frauen Geschilderten und einer aus berufsethischer Perspektive unzureichend fursorglichen Haltung. Solcherlei Reaktionen sind nicht nur unzulassig, sondern lassen ebenjenen Respekt vermissen, den die betroffenen Frauen sich wahrend der Geburt wunschten und dessen Abwesenheit sie verletzte oder gar traumatisierte. Schlieslich sollten Gewalt und Respektlosigkeit in der Geburtshilfe sowie die beschriebenen Reaktionen darauf vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Machtverhaltnisse und Gewalt an Frauen generell diskutiert werden.
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