Überdiagnose von Melanomen – Ursachen, Konsequenzen und Lösungsansätze

2020 
Das maligne Melanom ist diejenige Form von Hautkrebs, an der die meisten Menschen sterben. Im Fruhstadium ist das Melanom gut behandelbar, eine Fruherkennung ist also lebenswichtig. Kritiker bemangeln, dass seit der bundesweiten Einfuhrung des Hautkrebs-Screenings haufiger Melanome diagnostiziert werden, die Sterblichkeit am malignen Melanom jedoch nicht zuruckgegangen ist. Sie fuhren dies vor allem auf Uberdiagnosen zuruck. Ein Grund ist die zum Teil komplexe Unterscheidung zwischen benignen und malignen Lasionen. Hinzu kommt, dass es auch Ubergangsformen zwischen eindeutig gut- oder bosartigen Lasionen geben kann, und dass einige bosartige Lasionen so wenig aggressiv wachsen, dass sie nie lebensbedrohlich geworden waren. Bisher kann mangels entsprechender Biomarker nicht festgestellt werden, bei welchen Melanomen dies der Fall ist. Auch die Progressionswahrscheinlichkeit eines In-situ-Melanoms zu einem invasiven Tumor kann bisher nicht sicher beurteilt werden. Die Konsequenzen fur uberdiagnostizierte benigne Lasionen sind unnotige psychische und korperliche Belastungen fur die Betroffenen und anfallende Therapiekosten. Umgekehrt konnen Unterdiagnosen zu gravierenden Einschrankungen der Prognose der Betroffenen und zur Notwendigkeit belastender(er) Therapien fuhren. Prazisere Diagnosemoglichkeiten konnten die Anzahl der korrekten Diagnosen erhohen. Hier haben sich in Studien mit auf kunstlicher Intelligenz basierenden Assistenzsystemen bereits erste Erfolge gezeigt, die allerdings noch in die klinische und pathologische Routine ubertragen werden mussen.
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