Das Verhältnis von Heiligkeit und Mystik bei Réginald Garrigou-Lagrange

2018 
In dieser Diplomarbeit wird die Lehre von Reginald Garrigou-Lagrange behandelt hinsichtlich der Frage, wie sich Mystik und Heiligkeit zueinander verhalten. Ist die Mystik die Frucht der Heiligkeit, oder ist die Heiligkeit die Frucht der Mystik? Besteht uberhaupt ein Zusammen-hang zwischen den beiden? Gibt es eine allgemeine Berufung zum mystischen Leben, oder sind die mystischen Gnaden von Gott nur fur wenige besonders Auserwahlte vorgesehen? Garrigou-Lagrange war einer der Hauptvertreter der These, dass es eine allgemeine Berufung zum mystischen Leben gibt, da das mystische Leben nichts anderes ist als die volle Entfaltung der Taufgnade. Dies erwies er vor allem anhand der Schriften des hl. Thomas von Aquin und des hl. Johannes vom Kreuz. Die Mystik gehort zur Ordnung der Taufgnade, denn sie geht hervor aus dem Glauben und der Liebe sowie den Geistesgaben der Weisheit und der Einsicht. Somit ist das Prinzip des mystischen Lebens dasselbe wie das des geistlichen Lebens allgemein, namlich die heilig-machende Gnade, und daher ist die Mystik von ihrem Wesen her nichts Auser-gewohnliches. Die Gaben des Geistes sind mit der Liebe verbunden und wachsen mit ihr wie ein spiritueller Organismus. Man kann nicht die Liebe in grosem Mas besitzen ohne zugleich die Gabe der Weisheit in entsprechendem Mas zu besitzen. Die Mystik ist daher eine Frucht der Heiligkeit. Weiters ist die ubernaturliche dunkle Kontemplation, wie sie vom hl. Johannes vom Kreuz in der Nacht der Sinne und des Geistes beschrieben wird, eine moralische Notwendigkeit fur die Erlangung der Vollkommenheit, weil dadurch der Mensch befreit wird vom mehr oder weniger unbewussten Egoismus und den Unvollkommenheiten, die nicht vereinbar sind mit der Voll-kommenheit der Liebe. Diese Reinigung kann der Mensch nicht selbst vollbringen, sie ist ein passiver Zustand und somit ein mystischer Zustand, in dem vor allem die Gabe der Einsicht hervorragt. Fur Garrigou-Lagrange gibt es daher eine allgemeine Berufung zur Mystik, wobei er unterscheidet in eine entferntere Berufung (vocation eloignee) und eine nahere (vocation prochaine). Die Taufgnade per se findet im mystischen Leben ihre volle Entfaltung, deshalb sind alle Christen in entfernter Weise dazu berufen. Das bedeutet nicht, dass alle Seelen geistlich so weit fortschreiten, um die nahere Berufung zum mystischen Leben zu empfangen, also um ausreichend dafur disponiert zu sein.
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