Sustainable Finance: Neue Strategie im Finanzsektor trotz Coronakrise?

2020 
Alexander Bassen und Kerstin Lopatta, Universitat Hamburg, sind der Ansicht, dass sowohl marktliche als auch regulatorische Masnahmen das Thema Sustainable Finance in der Coronakrise eher verstarkt haben. Aufgrund der zu erwartenden weiteren Zunahme gesellschaftlicher Risiken und daraus abgelei-teter regulatorischer Masnahmen werde Sustainable Finance fur den Kapital-markt in den nachsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Karsten Loffler und Sebastian Rink, Frankfurt School – UNEP, sehen in dem Sustainable-Finance-Ansatz einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Trans-formation der Volkswirtschaft und damit zum Erreichen sowohl der nationalen und internationalen Klimaziele. Dabei sollte Sustainable Finance als Zusam-menspiel aller relevanten Akteure und der Befahigung des Finanzsektors ver-standen werden, Nachhaltigkeitsrisiken und die Nachhaltigkeitswirkungen im Hinblick auf die eigenen Kreditvergabe-, Investment- und Beratungsaktivitaten als ein zentrales Element in seine Entscheidungskalkule einzubeziehen. Christa Hainz, Tanja Stitteneder und Johann Wackerbauer, ifo Institut, zeigen die besonderen Herausforderungen, vor die der Sustainable-Finance-Ansatz kleine und mittelstandische Unternehmen stellt. Deshalb solle z.B. die Anwendung der Taxonomie auf Finanzanlagen nicht verpflichtend sein und nicht auf alle Finanzprodukte angewendet werden. Sylvie Goulard, Banque de France, spricht sich dafur aus, dass die Zentralban-ken die Herausforderungen des Klimawandels in ihre Handlungen einbeziehen sollten. Da der Klimawandel systemisch wirke, bedrohe er die Stabilitat des Fi-nanzsystems und die Fahigkeit der Zentralbanken, ihr vorrangiges Ziel zu ver-folgen. Sabine Mauderer, Deutsche Bundesbank, sieht im Klimaschutz eine gesamtge-sellschaftliche Aufgabe. Deshalb mussten auch Notenbanken ausloten, wie sie im Rahmen ihres Mandats wesentliche Beitrage zum Klimaschutz leisten kon-nen. Entsprechend ihrem bankaufsichtlichen und finanzstabilitatspolitischen Auftrag mussten sie sicherstellen, dass Klimarisiken als Quelle von finanziellen Risiken angemessen im internen Risikomanagement der Institute berucksichtigt werden. Im Ubergang zu einer gruneren Wirtschaft liegen neben Risiken fur Finanzinsti-tute auch beachtliche Chancen. Denn im Rahmen der wirtschaftlichen Neuaus-richtung eroffnen sich Banken neue Geschaftsfelder. Deshalb sieht Andreas Dombret, ehemals Deutsche Bundesbank, Handlungsbedarf auch fur die Ban-kenaufsicht. Die Bankenaufsicht sei in der Verantwortung, die Institute fur kli-mabezogene Risiken zu sensibilisieren; Aufsicht und Zentralbanken sollten eine Funktion als Vorbild und Katalysator anstreben. Nach Meinung von Michael Leister, Commerzbank, lose die Coronakrise am Kapitalmarkt zwar keine grune Revolution aus, verstarke aber die Evolution ei-nes bereits zuvor stark expandierenden Marktsegmentes. Die Politik bleibe hierbei die treibende Kraft. Um die grune Gesinnung der Marktteilnehmer zu scharfen, verfuge die EU mit ihrem Wiederaufbaufonds uber Moglichkeiten. Green Finance und Nachhaltigkeit seien im Asset Management nicht mehr wegzudenken, meint Ingo Speich, Deka Bank. Green Finance durfe jedoch kein Selbstzweck sein, sondern musse einen Vorteil bei der Risikobetrachtung oder beim Ertrag liefern. Erst wenn sich Nachhaltigkeit fur den Anleger auszahle und Asset Manager Nachhaltigkeit in ihre Prozesse integrierten, konne auch eine realwirtschaftliche Lenkungsfunktion erfolgen.
    • Correction
    • Source
    • Cite
    • Save
    • Machine Reading By IdeaReader
    0
    References
    0
    Citations
    NaN
    KQI
    []