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The embryo republic

2013 
Die vorliegende Arbeit untersucht das „offentliche Leben“ von In-Vitro-Fertilisation (IVF) Embryonen. Sie folgt diesen Embryonen an verschiedene politische Orte, an denen diskutiert wurde, wer oder was diese Entitaten sind – Subjekt, Objekte oder etwas dazwischen -- und was sie sein sollen. Dabei argumentiert die Arbeit im Anschluss an Sheila Jasanoff, dass diese Debatten bio-konstitutionell waren: sie bestanden aus Versuchen, zu definieren, was menschliches Leben im bio-technologischen Zeitalter auf einer ontologischen Ebene ist und wie auf einer normativen Ebene damit umgegangen werden soll. Damit ermoglichen uns die politischen Debatten rund um IVF Embryonen, einen empirischen Blick auf die Demokratie des Italiens des 21. Jahrhunderts zu werfen. IVF Embryonen wurden ab den fruhen 1980er Jahren in italienischen Laboratorien erzeugt. Bis 2004 war weder deren Herstellung noch deren Verwendung gesetzlich geregelt. Ein Gesetz, das das italienische Parlament im Jahr 2004 verabschiedete – das sogenannte Gesetz [Nummer] 40, „Normen betreffend Medizinische Assistierte Fortpflanzung“ – veranderte diese Situation schlagartig. Italien war nun das Land mit dem strengsten und restriktivsten Gesetz in Europa. Dieses Gesetz war ein Versuch, eine mehr als ein Jahrzehnt andauernde Debatte uber eine angemessene Regulierung der Reproduktionstechnologien zu beenden. Tatsachlich aber verlagerte sich durch die Verabschiedung dieses Gesetzes lediglich der Ort, an dem Diskussionen ausgetragen wurden. Kollektive von Burgern, die dieses Gesetz als Eingriff in ihre Burgerrechte interpretierten, griffen auf unterschiedliche Instrumentarien, wie etwa ein abrogatives Referendum oder gerichtliche Klagen, zuruck, um ihren Stimmen Gehor zu verleihen und eben diese Rechte zuruckzufordern. Funf Jahre nach der Verabschiedung des Gesetzes erklarte der italienische Verfassungsgerichtshof Teile davon fur verfassungswidrig. Die zentrale These dieser Arbeit ist, dass das unebene offentliche Leben von IVF Embryonen in Italien darauf hinweisen, dass es zwar eine Vielzahl von bio-konstitutionellen Debatten gibt, aber keine Bio-Verfassung, die bestimmt, was menschliches Leben ist und wie und von wem es verwaltet werden kann, darf und soll, und die damit die Grundlagen dafur bildet, dass Kontroversen mit der Hilfe von bestehenden Praktiken, Prozeduren, und Institutionen gezahmt werden konnen. In der Abwesenheit einer solchen Bio-Verfassung nimmt die Politik eine theatralische Form an. Dabei geht es weniger darum, gemeinsame Losungen zu finden, um ambigue Phanomene zu glatten und zu regulieren. Einer solchen Losung werden starke Positionen vorgezogen, die letztlich zu einer Politik der Nichtentscheidung fuhren.
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