Die technische Kreativitaet ist nicht einspurig. Anmerkungen zum Wirklichkeits-Pluralismus. Die naturwissenschaftliche Wirklichkeit als "Objektive Illusion"

2008 
Ausgehend von der Einschaetzung, dass die Arbeiten von Hermann KNOFLACHER typische Merkmale wissenschaftlicher Revolutionen tragen, enthaelt der Beitrag einen kurzen Abriss ueber Wirklichkeitspluralismus. Eindeutigkeit und Verlaesslichkeit von Naturwissenschaft und Technik werden fraglich, sobald man die naturwissenschaftliche Methodologie beleuchtet. Zur wissenschaftlichen Methode gehoeren das Regelfundament - Quelle allen Wissens ist Erfahrung, Phaenomene sollen verlaesslich miteinander verkettbar sein, alle Aussagen muessen widerspruchsfrei sein, das Falsifikationsprinzip ist zu beachten, Experimente muessen reproduzierbar sein und gueltig Erkanntes bleibt auch in Zukunft gueltig -, Theorie-Netze sowie Erklaerungen und Voraussagen. Damit wird ein Erkenntnisprozess in Gang gesetzt, der zu Ergebnissen fuehrt, die eine besondere Struktur aufweisen. Und diese wird als Tatsache, Wirklichkeit und Realitaet empfunden. Tatsachen werden zumeist durch Experimente aus der Natur erfragt, sie entwickeln sich durch forschenden Zugriff. Sie weisen gleichzeitig auf ihre vielfaeltige Verzahnung hin und das nennt man dann naturwissenschaftliche Wirklichkeit. Naturwissenschaftliche Realitaet erreicht man dadurch, dass Forschungsergebnisse reproduzierbar gemacht werden. Eine Realitaet ist eine Wirklichkeit, die fuer jedes Subjekt gueltig ist. Die Dynamik der Normalen Wissenschaft besteht in der Annaeherung an eine Fortschrittsasymptote. Diese kann jedoch durch auftretende widerspenstige Anwendungsprobleme gestoert werden, die sich nicht durch die Theorie loesen lassen. Die Wissenschaftsgemeinde spaltet sich nun in traditionsbewusste Forscher, die nur eine voruebergehende Krise sehen, und in wissenschaftliche Revolutionaere, die sich vom traditionellen Theorienetz verabschieden. Mit einer wissenschaftlichen Revolution wird eine andere Wirklichkeit sichtbar gemacht. Wissenschaftliche Revolutionen anzuerkennen bedeutet, einige Selbstverstaendlichkeiten aufgeben zu muessen. Theorien sind nur besonders strukturierte Modelle fuer einen Kreis von Phaenomenen. Theorien koennen nie als wahr erwiesen werden, sondern hoechstens als falsch. Theorien sind nicht eindeutig, es koennen auch anders gebaute Theorien die ins Auge gefassten Kern-Phaenomene beschreiben. Tatsachen, Wirklichkeit und Realitaet entstehen erst durch den Zugriff des Forschers. Die "wahre Wirklichkeit" existiert nicht. Man kann sogar nahezu gleichzeitig mit unterschiedlichen Wirklichkeiten beziehungsweise "Illusionen" leben. Wissenschaftliche Revolutionaere sind zunaechst Spielverderber und werden, hat man sich an das neue Spiel mit den neuen Regeln gewoehnt, gefeiert. Im Anhang sind einige Grundgedanken des Vortrags ausfuehrlicher ausgefuehrt. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD D361946. (KfV/A)
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