Kritische Betrachtung neuer Konzepte zur endoskopischen Anatomie des ösphagogastralen Übergangs im Sinne des Denkens von Parmenides und Martin Heidegger

2014 
Entsprechend der gegenwartigen endoskopischen Modellanatomie der Speiserohre und des Magens, beschreibt die Kardia den mit einer Zylinderepithelschleimhaut beschichteten Mageneingang. Neue anatomische Arbeiten stellen diese Vorstellung infrage. Deshalb unternahmen wir eine „PubMed“- und „Scopus“-Recherche zu dem Thema und untersuchten, ob der Weg zur neuen Vorstellung zur Kardia die aus dem Lehrgedicht von Parmenides durch Heidegger dargestellte Entbergung von zuvor Verborgenem nachzeichnet. Was bis dato als Kardia dem Eingang des Magens zugeordnet worden ist, entspricht dem durch unsere Essgewohnheiten und Reflux ausgeleierten, mit Zylinderepithel ausgekleideten Ausgang der Speiserohre, dem dilaterten distalen Osophagus (DDO). Wegen des gleichen endoskopischen Aussehens kann die Endoskopie nicht zwischen DDO und Magen unterscheiden und das distale Ende des Osophagus nicht erkennen. Dazu bedarf es der Histopathologie von Multi-Level-Biopsien aus dem DDO und distal davon. Kardia, oxyntokardia Schleimhaut und intestinale Metaplasie (Barrett-Osophagus) sind Zylinderepithelosophagus (engl. columnar lined esophagus, CLE) und bestatigen die osophageale Lokalisation, wahrend oxyntische Mukosa dem Magen angehort. Zusammen mit dem endoskopisch sichtbaren CLE bezeichnet der DDO das osophageale Schleimhautsegment zwischen Plattenepithel und Magenmukosa (engl. squamo-oxyntic gap; SOG). Die Histologie von Biopsien aus der Zwerchfellebene erlaubt die Unterscheidung zwischen einer ausgeweiteten Zwerchfelllucke mit einem der normalen Anatomie entsprechenden Inhalt (= Osophagus, CLE) oder einer Hernie, welche Magen (OM) enthalt. Bei 10 – 17 % jener ohne und 20 – 100 % (je nach Lange) mit endoskopisch sichtbarem CLE findet sich Barrett-Osophagus (BE) ohne Dysplasie (jahrliches Krebsrisiko: 0,2 – 0,7 %). Deshalb empfiehlt sich auch die Biopsie einer sog. endoskopisch normalen Schleimhautgrenze (ora serrata) zum Ausschluss eines BE ± Dysplasie, dessen Therapie sich nach dem Krebsrisiko richtet (Radiofrequenzablation ± endoskopischer Resektion). Die Wahrnehmung der Kardia als refluxgeschadigten Ausgang der Speiserohre zeichnet die von Heidegger aus dem Lehrgedicht des Parmenides entwickelte Entbergung nach. Es empfiehlt sich den Begriff Kardia fallen zu lassen und stattdessen CLE/DDO vs. Magen oder unmogliche Zuordnung (tumorbedingt) zu beschreiben. Zukunftige Studien sollen den Wert des neuen Modells fur die Diagnose, Therapie und Krebspravention untersuchen.
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