Prävention von Fahrradfahrerunfällen

2015 
Fur eine Istanalyse zum Unfallgeschehen auf deutschen Strasen erscheint es wichtig, eine gemeinsame Definition fur die Begriffe „schwer verletzt“, „schwerstverletzt“ und „lebensbedrohlich verletzt“ zu haben. Bei einheitlicher Definition der Begriffe durch das Bundesamt fur Statistik, die GIDAS-(German In-Depth Accident Study-)Datenbank und das bundesweite TraumaRegister QM DGU des deutschen TraumaNetzwerks DGU konnten so durch Verknupfung der Daten sicherere Erkenntnisse zur Unfallschwere und daraus Moglichkeiten der Unfallpravention gewonnen werden. Wahrend uber 60-jahrige Fahrradfahrer nur 10 % des Fahrradfahreranteils in unserem Land ausmachen, ist ihr Anteil an den Getoteten mit 50 % der groste. Durch Benutzung einer Fahrradtasche, statt Einkaufsbeutel am Lenkrad zu befestigen, durch Einschalten von Horgeraten und die konsequente Beachtung aller Verkehrsregeln (z. B. Halt bei roter Ampel) konnten viele deletare Unfalle alterer Fahrradfahrer vermieden werden. Die Zunahme von E-Bikes in den letzten Jahren (145 % mehr in 2012 gegenuber 2011 mit 600 000) haben sich neue Gefahrenmomente im Strasenverkehr ergeben. Eine gesetzliche Helmpflicht besteht derzeit nur fur Fahrzeuge mit einer bauartbedingten Hochstgeschwindigkeit von mehr als 20 km/h, die sowohl fur die Pedelecs 25 (250 W/25 km/h) als auch Pedelecs 45 (500 W/45 km/h) gilt. Da 96 % aller verunfallten Fahrradfahrer mit Alkoholeinfluss im Jahr 2009 einen Blutalkoholwert von uber 0,5 ‰, 86 % von uber 1,1 ‰ und sogar 59 % einen Wert von uber 1,7 ‰ (absolute Fahruntuchtigkeit bei 1,6 ‰ gegeben) aufwiesen, wird bei den sehr haufigen „Alleinunfallen“ mit relativ hoher Letalitatsrate (24,2 %) und auch zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ein Gefahrengrenzwert von 1,1 ‰ fur Fahrradfahrer gefordert. Integrierte, vorausschauende Umfeldsensoren im Pkw konnten beim Offnungswinkel von 180° ca. 93 % der Fahrradfahrer erkennen und automatisiert den primaren und/oder sekundaren Aufprall vermeiden oder zumindest hinsichtlich der Schwere reduzieren, sodass ein hohes Avoidance- und Mitigationspotenzial erzielt wurde. Verbesserungen der Infrastruktur von Verkehrsknotenpunkten mit Lichtsignalanlagen (Ampeln) konnen Fahrradunfalle besonders fur Kinder um 35 % reduzieren. Masnahmen zur Verkehrserziehung fur Kinder und erneute Schulung alterer Fahrradfahrer mit Aktionen, wie von der polizeilichen Fahrradfahrerstaffel Dresden mit „Superfahrer“ fur Schuler und „Sicheres Fahrrad“ fur Senioren, konnen wesentlich zur Pravention von Fahrradunfallen beitragen. Da die Fahrradhelmtragequote in Deutschland mit nur 9 % (GIDAS-Daten 2011) extrem niedrig ist, der protektive Wert zur Vermeidung relevanter Schadel-Hirn-Verletzungen, insbesondere fur den alteren Fahrradfahrer nachgewiesen ist, wird vonseiten der Unfallforschung eine Helmpflicht fur Fahrradfahrer gefordert. Da diese vonseiten der Gesetzgebung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, erscheinen derzeit Werbekampagnen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats wie z. B. „Helm tragen ist cool“ notig. Zu fordern sind auch breit angelegte Medienkampagnen, wie fruher fur Pkw-Fahrer „Der 7. Sinn“ oder „Verkehrskompass“, jetzt mit oft lebensrettenden Hinweisen fur den Fahrradfahrer wie: Das Tragen von Helmen, Signalwesten, das Einschalten von Licht in Dammerung und Nacht, die Nutzung von reflektierenden Fahrradtaschen sowie das strikte Vermeiden des Linksfahrens.
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