Akute hämolytische Transfusionsreaktion durch ein Anti-s infolge verzögerter immunhämatologischer Diagnostik bis zum Eintritt eines hämorrhagischen Schocks

2019 
Im vergangenen Jahrzehnt kam es in den meisten Industrielandern, auch in Deutschland, zu tiefgreifenden Veranderungen in der klinischen Praxis der Hamotherapie. Die Indikationsstellung zur Erythrozytentransfusion erfolgt immer zuruckhaltender. Der Verbrauch von Erythrozytenkonzentraten ist stark rucklaufig. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Patienten, bei denen trotz geplanter Operation oder Intervention die praoperative bzw. prainterventionelle Bereitstellung von gekreuzten Blutkonserven unterbleibt. Wir berichten uber einen 71-jahrigen multimorbiden Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie, stark reduzierter kardialer Reserve, Z. n. wenige Wochen zuruckliegender Trikuspidalklappenersatz-Operation, laufender Antikoagulation mit Heparin und diagnostizierter Anamie mit Hamoglobinwerten zwischen 7 und 8 g/dl. Bei diesem Patienten kam es nach einer bereits mehrtagigen stationaren Behandlung unerwartet zu einem hamorrhagischen Schock infolge einer Forrest-IIb-Blutung aus einem Ulcus duodeni. Im Rahmen der Notfallversorgung stellte sich heraus, dass jede transfusionsvorbereitende Diagnostik versaumt worden war. Die notfallmasig bereitgestellten, ungekreuzten Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe 0 Rhesus-negativ losten bei diesem Patienten eine akute hamolytische Transfusionsreaktion aus. Grund war ein zum Transfusionszeitpunkt nicht identifizierter irregularer Antikorper gegen das Blutgruppenmerkmal s aus dem MNSs-Blutgruppensystem. Akute hamolytische Transfusionsreaktionen auserhalb des AB0-Systems sind eine seltene, dennoch grundsatzlich immer drohende Komplikation der Transfusion ungekreuzter Erythrozytenkonzentrate im lebensbedrohlichen Blutungsnotfall. Der Fall zeigt, dass der Wunsch, eine restriktive Transfusionspraxis zu befolgen, nicht dazu fuhren darf, im Einzelfall Konstellationen zu ubersehen, die selbstverstandlich die rechtzeitige Vornahme einer pratransfusionellen Diagnostik mit Blutgruppenbestimmung, Antikorpersuche und Antikorperidentifizierung erfordern. Nach unserer Meinung nimmt die Frequenz vergleichbarer Ereignisse in einem Ausmas zu, das es nahelegt, solche Fehler im klinischen Behandlungsgeschehen nicht nur in CIRS-Systemen zu bearbeiten, sondern sie auch in den Hamovigilanzsystemen zu erfassen.
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