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Was leisten Schmerztagebücher

1995 
Schmerztagebucher reprasentieren moderne Evaluationsinstrumente zur Beurteilung von Schmerzdynamik und Behandlungsverlauf. Man unterscheidet syndromspezifische und syndromunspezifische Tagebucher, die als Papier-und-Bleistift-Versionen, als elektronische Tagebucher bzw. als Uptime-Recorder existieren. Schmerztagebucher eignen sich besonders, um Schmerz unter Verlaufsaspekten zu betrachten. Daraus resultieren vielfaltige Einsatzgebiete, die sich u.a. auf die Topographie, Differentialdiagnostik, Therapiekontrolle, Klassifikation, Indikation und Effektivitatskontrolle erstrecken. Als besonders vorteilhaft erweisen sich die reichhaltigen Moglichkeiten zur individuellen Gestaltung und Durchfuhrung. Anhand von ausgewahlten Fallbeispielen wird insbesondere auf die Auswertung von Schmerztagebuchern eingegangen. Der erste Auswertungsschritt betrifft die visuelle Inspektion der Primardaten. Diese vermittelt einen ersten Uberblick uber den Prozes des Schmerz-geschehens und liefert zugleich eine Bezugsbasis fur die Bewertung der Sekundardaten. Die Sekundardaten kann man in Agglomerations-, Variations- und Zusammenhangsdaten aufteilen. Agglomerationsdaten wie Haufigkeiten, Summen oder Mittelwerte sind ein erster quantitativer, aber noch oberflachlicher Auswertungsschritt. Sie sollten durch Variationsdaten erganzt werden, um den Schmerzbericht hinsichtlich seiner Variabilitat zu charakterisieren. Geringe Streuungswerte kennzeichnen demnach einen relativ konstanten Verlauf von Schmerzparametern, wohingegen eine grose Streuung fur einen instabilen Verlauf steht. Daruber hinaus kann die Variabilitat der Daten auch mit Hilfe von Verlaufskoeffizienten und Zeitreihenanalysen erfast werden. Schlieslich ist bei der Tagebuchauswertung der Einsatz von Korrelationsstatistiken sinnvoll, um damit Zusammenhangen zwischen den Sekundardaten gerecht zu werden. Solche statisch bedeutsamen Beziehungen ergeben sich im Fallbeispiel zwischen der Schmerzintensitat, den Schmerzmasnahmen und der Schlafdauer. Insgesamt erscheint der Einsatz von Schmerztagebuchern aufgrund des mit der Befundermittlung verbundenen Arbeits-aufwandes nur dann zweckmasig, wenn mit Hilfe mathematisch-statistischer Methoden quantitative Verlaufsdaten generiert werden. Probleme ergeben sich dabei aus der trotz quantitativer Datenlage beschrankten Vergleichbarkeit der Befunde und der Reaktivitat der Messungen. Derzeit noch offene Fragen beziehen sich auf die wunschenswerte bzw. nicht wunschenswerte Stabilitat von Tagebucherhebungen und auf die eventuelle Erzeugung negativer Sekundareffekte bei langzeitiger Tagebuchfuhrung.
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