Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter

2017 
Geschlechtsdysphorie (GD) im Kindes- und Jugendalter ist gepragt von einem anhaltenden, klinisch relevanten Unbehagen gegenuber dem eigenen biologischen Geschlecht. Studien, die die Pravalenz der GD in Deutschland beschreiben, gibt es bisher noch nicht. Anhand einiger europaischer Studien kann aber davon ausgegangen werden, dass sie ungefahr bei 0,2–0,6 % liegt. Jungen sind haufiger betroffen als Madchen, wobei nach neuester Studienlage anzunehmen ist, dass sich das Geschlechterverhaltnis allmahlich angleicht. Da die anhaltende Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter haufig mit sozialer Ausgrenzung und psychiatrischen Komorbiditaten wie Depressionen sowie selbstverletzendem und suizidalem Verhalten einhergeht, ist eine adaquate Betreuung der Betroffenen ausgesprochen wichtig. Neben der psychologischen oder psychiatrischen Therapie der Begleiterkrankungen konnen Jugendliche den internationalen Empfehlungen entsprechend ab dem 12. Lebensjahr bzw. dem Pubertatsstadium 2–3 nach Tanner mit GnRH-Analoga therapiert werden, um ein Voranschreiten der Pubertat zu verhindern und damit den wachsenden Stress zu verringern. Ab dem Alter von 16 Jahren konnen Jugendliche mit gegengeschlechtlichen Hormonen therapiert werden. Eine chirurgische Geschlechtsangleichung ist ab einem Alter von 18 Jahren moglich, die Mastektomie wird haufig sogar schon fruher durchgefuhrt. Die Behandlungsmoglichkeiten sind nicht unumstritten. Aufgrund fehlender Langzeitdaten und der geringen Rate an persistierenden GD wird besonders der Einsatz von GnRH-Analoga zur Unterdruckung der Pubertat kontrovers diskutiert. Ungeklart sind bislang auch die Ursachen der Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter, weshalb weitere Forschung auf diesem Gebiet erforderlich ist.
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