Response einer Therapie mit Olanzapin bei schizophrenen Psychosen in Abhängigkeit von vorangegangenem Cannabiskonsum und dessen Impact auf das endogene Cannabinoidsystem

2019 
Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis stellen eine heterogene Gruppe von schwerwiegenden psychischen Storungen dar. Die pathophysiologischen Ursachen der Erkrankungen sind noch immer weitgehend unklar und die Ansprechraten auf eine medikamentose Therapie unbefriedigend. Auch fehlen valide Biomarker, sowohl fur die Erkrankungen selbst als auch solche zu prognostischen Aussagen uber den individuellen Behandlungserfolg. Seit der Entdeckung des Endocannabinoidsystems (ECS) mehren sich die Hinweise, dass dieses Neurotransmittersystem eine charakteristische Rolle in der Pathophysiologie und Behandlung schizophrener Psychosen spielt. Da auch vermehrter Cannabiskonsum zu einer Modulation des ECS fuhrt, sollte in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, in welchem Ausmas vorangegangener Cannabiskonsum einen Einfluss auf das ECS hat und ob das klinische Ansprechen von akut psychotischen Patienten mit solchen Veranderungen verknupft sein konnte. In der retrospektiv durchgefuhrten 7-wochigen Studie wurden akut psychotische Patienten untersucht, die mit Olanzapin behandelt wurden, dosisabhangig entsprechend ihres psychischen Befundes. Fur die Fragestellung wurden die Endocannabinoide Anandamid (AEA) und 2-Arachidonylglycerol (2-AG) sowie die strukturverwandten Substanzen Palmitylethanolamid (PEA) und Oleylethanolamid (OEA) und die Olanzapinspiegel im peripheren Blutplasma wochentlich evaluiert. Der vorangegangene Cannabiskonsum wurde durch Selbstauskunft der Studienteilnehmer ermittelt und in drei Kategorien eingeteilt, die EC-Spiegel wurden per HPLC-MS/MS gemessen, die Beurteilung des klinischen Verlaufs der Patienten erfolgte anhand klinischer Skalen wie der PANSS (Positive and Negative Syndrome Scale). Insgesamt wurden von 37 Patienten Blutproben aufgearbeitet und gemessen, von denen 13 keinen Cannabiskonsum, 6 einen moderaten (≤50 Mal) und 16 einen hohen Cannabiskonsum (>50 Mal) in der Vergangenheit aufwiesen. Die drei Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Ansprechens auf Olanzapin uber den Studienzeitraum. Hohere Ausgangsspiegel von OEA waren mit einem besseren klinischen Ansprechen korreliert, was als Hinweis fur einen neuroprotektiven Effekt von OEA interpretiert werden konnte. Eine klinische Verbesserung ging mit einer signifikanten Senkung von insbesondere OEA, aber auch PEA und AEA, nicht jedoch 2-AG einher. Dieser Effekt war in der Gruppe der Patienten mit hohem Cannabiskonsum am starksten ausgepragt. Diese Gruppe mit hohem Cannabiskonsum wies zudem zu Beginn der Studie tendenziell hohere Plasmakonzentrationen der gemessenen Substanzen sowie niedrigere Olanzapinspiegel auf. Wahrend die EC-Spiegel der drei Patientengruppen sich im Laufe der Studie anglichen, blieben die Olanzapinspiegel in der Gruppe auf einem niedrigeren Level, so dass Cannabiskonsum sich moglicherweise langfristig negativ auf Olanzapin-Plasmakonzentrationen auswirken konnte. Insgesamt ergeben sich trotz einiger Einschrankungen aus den erhobenen Daten weitere Hinweise auf eine bedeutsame Rolle des Endocannabinoidsystems fur die zugrundeliegende Pathologie als auch fur die Behandlung akuter Psychosen. Die Ergebnisse und nachfolgenden Implikationen gilt es zunachst an groseren Patientenkollektiven zu verifizieren.
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