Lohnt sich ein zertifiziertes Zentrum für Alterstraumatologie

2015 
Einleitung: 2030 werden 30 % der Einwohner in der BRD uber 70 Jahre sein. Wir haben im Jahr 2009 begonnen, ein TUV-zertifiziertes interdisziplinares Zentrum fur Alterstraumatologie zu konzipieren. Mit allen Disziplinen wurden Behandlungspfade abgestimmt. Die geriatrische fruhrehabilitative Komplexbehandlung wurde etabliert und die Patienten gemeinsamen mit Unfallchirurgen, Geriatern, Therapeuten und einem Pharmakologen (Apotheker) visitiert und in Teamsitzungen besprochen. Es wurden Fehlerkonferenzen und Mortalitatsbesprechungen eingefuhrt. 2014 erfolgte erganzend die Zertifizierung der DGU. Fragestellung: Haben diese Masnahmen zur Verbesserung der Qualitat gefuhrt und die Mehrkosten gedeckt? Lohnt sich eine solche Zentrumsbildung fur die Patienten und das Krankenhaus? Methodik: Aufgenommen in diese interdisziplinaren Behandlungen wurden alle stationaren Patienten uber 70 Jahre mit proximalen Femurfrakturen, proximalen Oberarmfrakturen und Wirbelkorperfrakturen. Im Jahr 2012 handelte es sich um 208 proximale Femur-, 171 Wirbel- und 69 Oberarmkopffrakturen. Zur Qualitatskontrolle wurden Parameter definiert: Aufnahme und Diagnostik in 90 Minuten abgeschlossen, Operationen in uber 80 % in den ersten 24 Stunden, Reoperationsrate unter 12 %, Dekubitusrate unter 5 %, Mobilisation innerhalb von 24 Stunden postoperativ in 75 %, Entlassung in das alte Umfeld in uber 80 % und niedrige Letalitatsraten. Ergebnisse: Operation in 24 Stunden nach Aufnahme wurde 2012 mit 78 % und 2013 mit 81 % knapp verfehlt. Die Diagnostikzeiten in der Ambulanz wurden 2012 in 30 % und 2013 in 42 % erreicht und daraufhin mehr Personal in der Ambulanz zugesetzt. Mobilisation in 24 Stunden konnte 2012 in 79 % erreicht werden. Die Dekubitusrate konnte nach Einfuhrung von Dekubitusstandards von 8 auf 3,2 % gesenkt werden. Die Reoperationsrate betrug 2012 5,2 % und 2013 3,1 %. 2012 wurden 6,4 % der Patienten und 2013 9,3 % neu in Kurz- oder Langzeitpflege entlassen, der Rest in Reha oder direkt nach Hause. Die Letalitatsrate bei proximalen Femurfrakturen betrug 2010 5,7 %, 2011 5,1 %, 2012 2,9 % und 2013 3,0 %. Die Einfuhrung der geriatrischen fruhrehabilitativen Komplexbehandlung generierte 2012 103 Behandlungen mit einem Erlos von 912 000 € und 2013 160 Behandlungen mit einem Erlos von 1,35 Mio. €. Schlussfolgerung: Die interdisziplinare geriatrisch-unfallchirurgische Behandlung fuhrte zu messbar besseren Behandlungsergebnissen. Eine interdisziplinare Alterstraumatologie mit Umsetzung einer Komplexbehandlung lohnt sich fur Patienten und Krankenhaus, eine Zertifizierung schafft dabei die notigen Strukturen, sie ist jedoch zur Zentrumsbildung nicht zwingend erforderlich.
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