Ovarialhormone und Osteoporoseprophylaxe

1997 
Die Prophylaxe der postmenopausalen Osteoporose war der erste grose Erfolg der Hormonersatztherapie. Obwohl der Ernahrung, dem Ausschlus von Risikofaktoren und auch der Bewegung grose Bedeutung in der Vorbeugung der Osteoporose zukommt, ist bei gefahrdeten Patientinnen der Ausgleich des Ostrogenmangels die wichtigste Intervention, um einer Knochenerweichung vorzubeugen. Vor allem auch bei jungen Frauen kann ein Ostrogenmangel zu einer Reduktion der Knochenmasse fuhren. Im klinischen Management hat sich die Knochendichtemessung – bei all ihrer technischen Problematik – doch am besten zur Abschatzung eines Osteoporoserisikos bewahrt, was fur die gynakologische Praxis von hoher Wichtigkeit ist, da die Kenntnisse der Knochendichte dem Arzt eine Moglichkeit gibt, die Beratung zur Hormonersatztherapie – auch was die Dauer betrifft – effizienter vorzunehmen. Die Reaktion des Knochens auf Sexualsteroide ist zytokinmediiert, wodurch sich die Osteoporose im Rahmen einer neuen Kategorisierung in eine Gruppe von Erkrankungen stellt, die durch die Interaktion von Sexualsteroiden und parakrinen Faktoren bedingt sind. Dazu gehoren neben der Osteoporose auch Erkrankungen, in die Geschlechtshormone –ahnlich wie bei der Osteoporose – ebenfalls via Zytokinen eingreifen. Obwohl die postmenopausale Osteoporose am besten durch eine Hormonersatztherapie verhindert werden kann, ist trotzdem die Kooperation mit anderen medizinischen Disziplinen angezeigt, vor allem um zu verhindern, das seltene, nicht sexualhormonabhangige Formen der Osteoporose ubersehen werden. In kaum einem anderen Bereich konnte das interdisziplinare Engagement der Gynakologie sich im letzten Jahrzehnt so deutlich beweisen wie bei der Prophylaxe der Osteoporose. Es waren vor allem die grundlegenden Arbeiten von Albright nach dem 2. Weltkrieg und spater dann die Moglichkeit der praktikablen Knochendichtemessung mittels Photonendensitometrie, die diesen Bereich der gynakologischen Endokrinologie zu einem festen Bestandteil der Gynakologie und zu einem wesentlichen Fundament fur die weitere differenzierte diagnostische, therapeutische und prophylaktische Betrachtung des Klimakteriums bzw. der Postmenopause hat werden lassen. Auch wissen wir nun, das Sexualhormonmangelsituationen in allen Lebensabschnitten – also nicht nur in der Postmenopause – relativ rasch zu einem Knochendichteverlust fuhren konnen und, das nicht nur die Ostrogene, sondern auch Androgene und Gestagene fur eine verminderte Knochendichte verantwortlich sein konnen. Die Knochendichtemessung hat bei aller ihrer methodischen Relativitat sicherlich bedeutsam zur Thematisierung der Osteoporoseprophylaxe beigetragen. Wie bei allen neu eingefuhrten Methoden ist es anfangs oft zu einer Uberbewertung der Aussage gekommen – von Seiten des Arztes, aber auch der betroffenen Frauen. Es ist gerade jetzt ein Gebot der Stunde, hier eine Relativierung der Knochendichtemessung vorzunehmen. Aufgrund der grosen Abhangigkeit der Knochendichte von den Sexualhormonen kommt dem Gynakologen in der Prophylaxe der Osteoporose eine besondere Bedeutung zu. Bei bereits bestehender Osteoporose, oder wenn ein fortschreitender Knochendichteverlust durch eine Hormonsubstitution nicht hinangehalten werden kann, sollte immer ein osteologisch ausgerichteter Internist zur genaueren Abklarung (z. B. sekundare Osteoporose!) bzw. zu einer Osteoporosetherapie, welche meist additiv zur Hormonersatztherapie erfolgt, beigezogen werden.
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