Symptombelastung, Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und Todesumstände von Menschen mit Demenz in der letzten Lebensphase: der Bayerische Demenz Survey (BayDem)

2020 
Hintergrund Demenz ist in der Regel eine lebenslimitierende Erkrankung. Dennoch fehlen derzeit evidenzbasierte Leitlinien fur eine angemessene Palliativversorgung von Menschen mit Demenz (MmD). Ein Grund hierfur ist der Mangel an belastbaren empirischen Daten zu MmD in der letzten Lebensphase. Ziel dieser Untersuchung ist daher, Symptombelastung, Inanspruchnahme des Gesundheitssystems sowie Todesumstande von MmD in der letzten Lebensphase zu beschreiben. Methodik Der Bayerische Demenz Survey (BayDem) war eine multizentrische Langsschnittstudie, die in 3 Regionen Bayerns (Dachau, Erlangen, Kronach) durchgefuhrt wurde. Teilnehmende waren MmD nach ICD-10 sowie deren pflegende Angehorige. Die Verlaufsdaten wurden in standardisierten, personlichen Interviews vor Ort erhoben. Es erfolgte ein 1:1-Propensity Score Matching zwischen verstorbenen und nicht verstorbenen MmD. Zur statistischen Analyse wurden McNemar-Tests sowie t-Tests fur verbundene Stichproben verwendet. Ergebnisse In der vorliegenden Analyse wurden 58 im Studienzeitraum verstorbene und 58 nicht verstorbene MmD untersucht (n=116). In den meisten Fallen sind MmD zuhause (36,2%), im Krankenhaus (25,9%) oder im Alten-/Pflegeheim (19,0%) verstorben, nie im Rahmen einer Palliativversorgung. Todesursachen waren meist Komplikationen des respiratorischen Systems (13,8%), kardiovaskulare Komplikationen (12,1%) sowie Schlaganfalle (12,1%). MmD in der letzten Lebensphase wiesen starker ausgepragte korperliche Komorbiditaten auf als die ubrigen MmD (Charlson-Index: M=2,75 vs. M=1,80; p=0,030, Cohen’s d=0,425) und wurden dementsprechend haufiger in ein Krankenhaus eingewiesen (46,6 vs. 12,1%, p Schlussfolgerungen Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, evidenzbasierte Leitlinien fur eine angemessene, den speziellen Bedurfnissen von MmD in der letzten Lebensphase entsprechende, Palliativversorgung zu entwickeln. Die starke Auspragung an psychischen und Verhaltensauffalligkeiten sollte dabei ebenso wie die stark ausgepragten korperlichen Komorbiditaten berucksichtigt werden. Angesichts haufiger Krankenhausaufenthalte sollte zudem ein Fokus auf die Entwicklung fachlicher Empfehlungen fur den stationaren Bereich (Akutkrankenhaus, Palliativstation) gelegt werden.
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