Über die Entstehung der sekundären luischen Exantheme

1930 
1. Mit dem Beginn der luischen Infektion setzt eine allmahlich steigende Abwehrreaktion des Korpers ein, die durchaus der bei anderen Infektionskrankheiten entspricht und besonders an die Tatigkeit von Leber, Milz und anderen Abdominalorganen gebunden ist. 2. Die uber viele Wochen sich hinziehende zunehmende Leistungssteigerung der Abdominalorgane gewinnt durch ihre ununterbrochene gesteigerte Tatigkeit auf fast alle physiologischen Lebensfunktionen Einflus und kann klinisch an Storungen der Verdauungstatigkeit, der Warmeregulation, der Atmung, des Kreislaufs usw. erkannt werden. Sie fuhrt auf dem Wege splanchno-peripherer Korrelationen vor allem zu einer Einschrankung der physiologischen Hautfunktion, ohne dabei das Hautorgan oder seine Elemente direkt zu schadigen. 3. Auf der Hohe der Abwehr, kenntlich an der Hohe der allgemeinen Krankheitserscheinungen, d. h. mit Erreichung einer bestimmten Leistungsintensitat von Leber und Milz, die mit dem Effekt der Abwehr an sich nichts zu tun haben braucht, wird infolge der dadurch zustande kommenden entsprechend intensiven Funktionseinschrankung der extraabdominellen Organe, besonders der Haut, eine so energische Einengung der biologischen Prozesse in der Haut erreicht, das der Selbstschutz der Haut gegenuber den in der Zirkulation befindlichen Keimen und toxischen Produkten verlorengeht. 4. Damit kommt es zu einer Uberschwemmung der Haut mit toxischen Produkten und lebenden Erregern und im Anschlus daran zu einer lokalen Reaktion, die klinisch als Roseola, als reines makuloses Syphilid imponiert. Bleibt es allein bei der Roseola, so ist anzunehmen, das die in die Haut eingedrungenen lebenden Erreger nicht zur weiteren Entwicklung gelangt sind. Kommt diese Entwicklung jedoch innerhalb der Haut zustande, so entsteht klinisch aus der Roseola die papulose Form des Exanthems in allen seinen Varietaten. Diese Varietaten scheinen, wenn sie nicht einfach von der Masse der Keime abhangen, mehr durch die Vergiftung bzw. fortbestehende Hemmung der vollen Reaktionsfahigkeit der Hautelemente, als durch die Virulenz der Erreger bedingt zu sein. 5. Infolge der nun zustande gekommenen Lokalisation von toxischen Produkten und Erregern in der Haut verschwinden diese zum grosten Teil aus der Zirkulation. Damit fallt der Impuls auf die “Abwehrorgane” und so die Notwendigkeit der gesteigerten Lebertatigkeit fort, und es verschwinden die dadurch bedingten schweren Krankheitssymptome. 6. Mit der Lokalisation und Fixation von Keimen und Erregern in der Haut verliert die Lues temporar das bis dahin im Vordergrund stehende Symptomenbild der Allgemeinkrankheit, so das dann im sekundaren Stadium Haut- und Schleimhauterscheinungen vorherrschen.
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