Desoxypipradrol – eine neue (alte) Designerdroge

2016 
Hintergrund: In den letzten Jahren hat der Handel mit neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) zugenommen. Der Kauf von Produkten uber das Internet ist problemlos moglich. Wir berichten uber 6 Vergiftungsfalle, bei denen nach Konsum von NPS erstmals Desoxypipradrolkonzentrationen im Serum und Urin bestimmt wurden. Der Wirkstoff Desoxypipradrol (2-diphenylmethylpiperidin, 2-DPMP) 1 wurde einige Jahre nach Methylphenidat (Ritalin) und Pipradrol (Schlankheitsmittel 2 ) in den 1950er Jahren als Stimulans (Norepinephrin-Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer) zur Behandlung der Narkolepsie bzw. der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitatsstorung (ADHS) beschrieben und zeichnet sich durch eine sehr lange Wirkdauer sowie eine starkere Wirksamkeit im Vergleich zu Amfetamin aus. Er wurde im Jahr 2007 erstmals in Europa in Grosbritannien als „Legal High“ nachgewiesen. Rhabdomyolysen nach Konsum von Desoxypipradrol-haltigen Drogenmischungen sind haufig beschrieben, Relationen zwischen klinischer Symptomatik – Rhabdomyolyse – und Serum- / Urinkonzentrationen wurden bisher nicht hergestellt. Methode: Im Rahmen einer prospektiven Studie zur akuten Toxizitat von NPS, wurden Urin- bzw. Serumproben von Patienten, die sich nach Aufnahme von NPS zur medizinischen Behandlung vorgestellt haben, systematisch toxikologisch untersucht. Die toxikologische Untersuchung umfasste ein LC-MS n Ionenfallenscreening mittels Toxtyper TM (Bruker Daltonik GmbH, Bremen), sowie ein Drogenscreening mittels Immunoassays, das im Falle positiver Befunde mit GC-MS oder LC-MS / MS uberpruft wurde. Zusatzlich erfolgten spezielle LC-MS / MS Analysen zur Erfassung von NPS und deren Metaboliten. Patienten mit positivem Nachweis von Desoxypipradol wurden in die vorgestellte Auswertung eingeschlossen. Ergebnisse: Die 6 Falldokumentationen beschreiben Patienten mit typischen Anzeichen eines sympathomimetischen Syndroms: Agitation, Hypertonie (bis 210 mm Hg systolisch) und Tachykardie (142 / min). Desoxypipradrol wurde in Konzentrationen von 5900, 2300, 84 und 1,5 ng / ml im Urin und bei drei Patienten mit 84, 120 und 150 ng / ml im Serum nachgewiesen. Bei 4 Patienten wurde gleichzeitig Amfetamin / Metamfetamin gefunden. In Einzelfallen wurden Kokain, Methylon, synthetische Cannabinoidrezeptor-Agonisten (AM-2201, JWH-018, PB-22, 5F-PB-22), Δ9-THC, Venlafaxin, Methoxyphenidin sowie verschiedene therapeutisch applizierte Benzodiazepine (Diazepam, Temazepam, Clonazepam, Alprazolam) und Opioide nachgewiesen. Bei vier Patienten mit hohen Desoxypipradrol-Konzentrationen im Serum / Urin kam es zu einer Rhabdomyolyse (Patienten 1–4).
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