Kalziumantagonisten und Thrombozytenfunktion

1988 
Kalziumantagonisten zeigen neben ihren Wirkungen auf das Herz und den Gefastonus auch einen inhibitorischen Effekt auf die Thrombozyten-funktion. Dieser beinhaltet eine Hemmung von Aggregation und Sekretion sowie der Phospholipasenaktivierung und damit des thrombozytaren Ara-chidonsaurestoffwechsels. Diese Wirkungen beruhen uberwiegend auf einer Hemmung des transmembranaren Ca++-Einstroms durch rezeptorabhangige Ca++-Kanale. Auserdem beeinflussen Kalziumantagonisten wahrscheinlich auch die Ca++-Freisetzung aus intrazellularen Speicherstrukturen, sie zeigen dagegen keinen Effekt auf den . thrombozytaren cAMP-Spiegel. Eine Hemmung der Thrombozy-tenfunktion. durch Kalziumantagonisten in vitro beinhaltet neben den allen Substanzen gemeinsamen Wirkungen auf die zytosolische Ca++-Konzentration zusatzliche Mechanismen, die bei den verschiedenen Typen der Kalziumantagonisten unterschiedlich sind. Verapamil interferiert mit dem stimulatorischen Ob-Rezeptor der Thrombozytenmembran, Nifedipin und andere Dihydropyridine hemmen die thrombozytenstimulatorische Wirkung von TXA2. Diese Substanzen sowie Diltiazem stimulieren in vitro auch die vaskulare PGI2-Bildung und hemmen synergistisch mit PGI2 die Thrombozytenfunktion. Eine thrombozytenfunktionshem-mende Wirkung von Kalziumantagonisten wurde auch in bzw. ex vivo, vorzugsweise bei Patienten mit hyper-aggregablen Thrombozyten, gezeigt. Hyperreaktive Thrombozyten konnen durch Freisetzung vasoaktiver Substanzen (TXA2, Serotonin) zu Gefasspasmen beitragen (instabile Angina pectoris, Prinzmetal-Angina, periphere Durchblutungsstorungen mit Ray-naud-Symptomatik, Migrane). Fur die klinische Effektivitat von Kalziumantagonisten bei diesen Krankheitsbildern ware eine Thrombozytenfunktionshemmung nicht nur theoretisch interessant, sondern auch praktisch bedeutsam. Die Abklarung einer solchen Wirkkomponente erfordert allerdings weitere Untersuchungen. Dies gilt besonders fur die Aussagekraft des aus technischen Grunden fur Thrombozytenfunktionsuntersuchun-gen in vitro ublichen thrombozytenrei-chen Zitratplasmas mit einer Ca++-Konzentration von 40-50 μM.
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